Zwei Schiffe in der Nacht (und beide sinken langsam) - das Impact-Finanzierungs-Paradoxon
- Patricia Plunder
- 23. Juli
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 6. Aug.

Von Patricia Plunder
Stell dir zwei Schiffe vor, die in einer pechschwarzen Nacht im Nordatlantik treiben.
Das erste Schiff heißt "Leidenschaft". Es ist vollgestopft bis unters Deck mit den brillantesten, mutigsten Seebären, die du dir vorstellen kannst. Sie haben Seekarten, die zu unbekannten Schätzen führen, sie haben den Mut, sich mit jedem Kraken anzulegen, und sie haben mehr Herzblut im Tank als ein Blauwal. Aber ihr Proviant ist fast aufgebraucht, ihre Werkzeuge sind rostig, und sie haben kein Funkgerät, das weit genug reicht, um Hilfe zu rufen.
Das zweite Schiff heißt "Kapital". Es ist ein schwerer, goldener Frachter, bis an die Reling beladen mit Proviant, Werkzeugen und den besten Funkgeräten, die man für Geld kaufen kann. Die Crew an Bord will ihre Schätze unbedingt verteilen. Sie suchen verzweifelt nach würdigen Häfen, nach mutigen Expeditionen, die sie ausrüsten können. Aber ihre Radarschirme sind voller Störsignale, und sie können die kleinen, genialen Schiffe in der Dunkelheit kaum von Piraten unterscheiden.
Beide Schiffe haben die besten Absichten. Und beide werden scheitern, wenn sie nicht zueinander finden. Sie treiben aneinander vorbei, während an Land alle Beifall klatschen, wie toll es doch ist, dass beide überhaupt auf dem Meer sind.
Das, mein Freund, ist der Zustand unseres sogenannten "Impact-Sektors". Es ist das Impact-Finanzierungs-Paradoxon. Und wenn du denkst, ich übertreibe, dann schnall dich an.
Das große Vorbeireden
Ich habe neulich etwas gelesen, das mir die Zornesröte ins Gesicht getrieben hat – nicht weil es dumm war, sondern weil es so verdammt wahr ist. Eine Chefin einer großen deutschen Stiftung hat öffentlich gepostet, dass sich bei ihr die "soooo guten" Projektideen stapeln, sie aber nicht genug Geld hat, um all diese brillanten Leute zu finanzieren.
Lass dir das mal auf der Zunge zergehen. Das ist die B-Seite unserer kaputten Schallplatte. Auf der A-Seite haben wir die Leute von Schiff "Leidenschaft", die in unserem Papier-Tsunami ertrinken, den wir hier schon mal beschrieben haben. Und auf der B-Seite haben wir die Leute von Schiff "Kapital", die verzweifelt nach guten Anlegestellen suchen, aber nicht wissen, wohin mit dem ganzen Gold.
Wir haben keinen Mangel an guten Ideen und auch keinen absoluten Mangel an Geld. Wir haben ein kaputtes verdammtes Funkgerät.
Wir haben eine systemische Unfähigkeit, die besten Ideen mit dem passenden Kapital zu verbinden. Stattdessen haben wir einen bürokratischen Hindernislauf geschaffen, der beide Seiten zermürbt.
Die NGOs feilen an ihren Anträgen, bis sie so generisch und weichgespült sind, dass sie niemanden mehr vom Hocker hauen. Und die Stiftungen entwickeln Richtlinien, die so eng und kompliziert sind, dass die wirklich innovativen, unkonventionellen Ideen direkt durchs Raster fallen. Es ist zum Heulen.
Wir bauen jetzt ein verdammtes Lotsenboot
Wir bei der Möwen-Crew haben lange genug vom Ausguck aus zugesehen, wie diese beiden Schiffe aneinander vorbeidriften. Jetzt ist Schluss damit.
Wir haben beschlossen, ein kleines, schnelles, verdammt lautes Lotsenboot zu Wasser zu lassen. Ein Boot, das genau zwischen diesen beiden Schiffen operiert. Dieses Lotsenboot ist unser Vita Loom Impact Fellowship.
Unsere Aufgabe ist es nicht, selbst zum goldenen Frachter zu werden. Unsere Aufgabe ist es, an Bord von Schiff "Leidenschaft" zu gehen, ihnen zu helfen, ihre rostige Funkanlage auf Vordermann zu bringen, ihre Seekarten zu polieren und ihnen beizubringen, eine so klare und laute Botschaft zu senden, dass Schiff "Kapital" sie einfach hören MUSS.
Wir bringen den passionierten Weltrettern bei, die Sprache der Strategen zu sprechen, ohne ihre Seele zu verkaufen. Wir übersetzen Herzblut in einen Businessplan.
Wir sorgen dafür, dass die besten Ideen nicht mehr in der Dunkelheit verhungern.
Das ist kein sanfter Prozess. Das ist eine intensive Trainingseinheit im Maschinenraum. Wir zerlegen die Ideen, reinigen sie vom Bullshit-Ruß, ölen die Gelenke und bauen sie stärker wieder zusammen. Wir sind die mürrischen, aber fähigen Maschinisten, die dafür sorgen, dass der Motor nicht nur läuft, sondern brüllt.
Wir sind die Werkstatt für die Revolutionäre.
Deine Aufgabe: Hör auf, in Schiffen zu denken
Und was ist deine Aufgabe? Hör auf, dich für eine Seite zu entscheiden. Es geht nicht um "die armen NGOs" gegen "die reichen Stiftungen". Das ist Bullshit. Beide sitzen im selben stürmischen Meer.
Wenn du das nächste Mal eine Organisation unterstützt, frag nicht nur, was sie tun, sondern wie sie es finanzieren. Wenn du eine Stiftung siehst, frag nicht nur, wen sie fördern, sondern wie sie die wirklich innovativen Ideen finden, die noch unter dem Radar fliegen.
Wir müssen aufhören, die Crews der beiden Schiffe gegeneinander auszuspielen. Wir müssen anfangen, die Brücken, die Funkgeräte und die Lotsenboote zu bauen, die sie zusammenbringen. Unser Fellowship ist unser erster Versuch, genau das zu tun. Es ist unser lauter Ruf in die Nacht: "Wir sind hier. Und wir haben einen verdammten Plan."
Klartext braucht eine starke Crew.
The Ocean Tribune ist zu 100% unabhängig, werbefrei und für alle frei zugänglich. Wir lassen uns von keiner Lobby kaufen, weil wir nur einer Sache verpflichtet sind: dem Ozean.
Das ist nur möglich, weil eine Crew von unerschrockenen Unterstützern hinter uns steht, die diesen Kurs finanziert. Wenn du unsere Arbeit wertvoll findest, dann werde jetzt Teil dieser Bewegung. Jeder Beitrag ist Treibstoff für unsere Mission und sorgt dafür, dass wir weiter die unbequemen Wahrheiten aussprechen können.
Aus der Werkstatt: Vom Problem zur Lösung
Aufklärung ist der erste Schritt. Die Umsetzung der zweite. Wir bei Vita Loom Labs entwickeln die professionellen Werkzeuge und strategischen Prozesse, die Impact-Organisationen dabei helfen, ihre Missionen wirkungsvoller zu machen.
Sie wollen sehen, wie unser strategischer Prozess in der Praxis aussieht? Unsere 'Blueprint Case Study' demonstriert Schritt für Schritt, wie wir aus einer guten Idee einen unwiderstehlichen, förderfähigen Antrag schmieden.
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