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Flossen statt Steigeisen: Ein Berg-Yeti erfindet das Meer neu. Ein Klartext-Gespräch mit Seatrekking-Pionier Bernhard Wache – dem Mann, der an Land seekrank wird.

  • Doris Divebomber
  • 28. Aug.
  • 23 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 3. Sept.

Bernhard Wache
Photo by: T. Brunner


Von Doris Divebomber


Mal die Karten auf den Tisch, Crew.


Normalerweise kriegen wir bei der Möwen-Crew ja einen steifen Nacken, wenn uns irgendwelche Landratten was vom Meer erzählen wollen. Vor allem, wenn sie aus einer Gegend kommen, wo das salzigste am Tag die Brezn ist und die größte Welle im Weißbierglas schwappt.



Und dann kommt dieser Kerl um die Ecke: Bernhard Wache. Ein waschechter Berg-Yeti aus Bad Tölz, quasi aus dem Epizentrum der bayerischen Binnen-Seefahrt. Ein Mann, der eigentlich mit Steigeisen und Pickel geboren wurde. Und was macht er? Er wirft alles über Bord, schnallt sich Carbon-Flossen an die Füße und erfindet eine komplett neue Art, mit dem Ozean zu verschmelzen: Seatrekking.


Das ist kein gemütliches Planschen. Das ist die Hardcore-Version von Meeresliebe. Ein Mix aus Wandern, Schwimmen, Freitauchen und Biwakieren, bei dem man tagelang autark an wilden Küsten unterwegs ist und zur Amphibie wird.


Wir mussten es wissen. Ist der Kerl ein genialer Visionär, der die Grenze zwischen Land und Wasser einfach weggespült hat? Oder ein Verrückter, der zu lange an der Höhenluft geschnüffelt hat? Wir haben ihn ins Kreuzverhör genommen – ohne Schwimmflügel und doppelten Boden. Hier sind seine Antworten. Achtung, es wird tief.




Welches ist dein Lieblingstier/Krafttier und warum?


Wenn man gut unterwegs ist, spüren das die Tiere um einen herum. Der Impact, Teil einer Landschaft zu sein, gibt mir Kraft. Ich kann das Gefühl nicht auf ein Tier beschränken, es ist mehr das gesamte lebendige Umfeld, das mich mitnimmt, das ist mein Ding. Doch wenn ich draußen im Meer bin kommen mich immer mal wieder Pilotfische besuchen oder Schiffshalter docken an meinen Körper an und lassen sich mitziehen. Die scheinen mich zu mögen. Außerdem faszinieren mich die Tierchen, die das Meer zum Leuchten bringen.



Welches ist dein Lieblingszitat(e) an das du häufig denkst oder danach lebst?


Es gibt viele Sprüche, die ich echt mega finde, aber ich kann nicht sagen, dass ich nach einem davon leben würde. Dazu ist das Leben für mich zu groß, um es auf ein gesprochenes Wort herunterzubrechen.



Welches Buch/Bücher sollte man unbedingt gelesen haben und warum?


Ich steh vor allem auf Mythologie und Heldengeschichten und Mangas und Literatur aus dem letzten Jahrhundert. John Steinbeck, Thomas Mann, T.C. Boyle und vieles mehr. Das Buch der Natur toppt aber alle.



Bernhard, du bist ja quasi ein Berg-Yeti aus Bad Tölz, meilenweit vom nächsten Salzwassertropfen entfernt. Wie zum Kuckuck hat dich das Meer trotzdem erwischt und zu deinem persönlichen Planschbecken Deluxe gemacht?


Das hängt sicher stark mit meiner Kindheit zusammen. Mein Vater hat mich noch bevor ich laufen konnte (und ich konnte ziemlich früh laufen) in die Wildnis des Meeres mitgenommen. Viele Wochen jedes Jahr im Tyrrhenischen Meer. Aber da ist bestimmt noch einiges mehr am Start, das mir nicht bewusst ist.


Wald


Deine Kindheitsurlaube auf Elba mit Papa beim Schnorcheln klingen idyllisch. Gab's da DEN einen magischen Moment unter Wasser – vielleicht als ein Fisch dich angegrinst hat – der dein Schicksal als Meeresjünger besiegelte?


Was man als Kind wahrnimmt, ist ja später oft schwer zu fassen. Aber ich weiß noch aus ganz frühen Erinnerungen, dass da ein massives Glück war. Ich könnte das nicht anders beschreiben als ein Sog aus Glück, der mich packte, wenn ich ins Meer sprang. Das ist bis heute geblieben. Diese Momente kommen immer noch auf mich zu. Ohne Ansage, stark und unfassbar, wenn es unter die Oberfläche geht.



Die Story, wie du als Dreijähriger auf Elba ausgebüxt bist, um Krebse zu terrorisieren, während alle dachten, du wärst von Aliens entführt worden, ist ja legendär. Was, glaubst du, hat dich damals schon so an die feuchte Kante gezogen – war's der Ruf der Krabben-Königin?


Mein Gott, als kleiner Racker ist doch jeder ein Entdecker. Dann ist das Abenteuer einfach stärker als alles andere, alle Verbote, Pflichten und Sicherheiten.



Als Teenie schon kilometerweit auf der Luftmatratze und Freitauch-Versuche – war das quasi die Ur-Version von Seatrekking, nur dass der Duden das Wort noch nicht kannte und deine Eltern dachten, du willst auswandern?


Bestimmt kam das aus dem selben Impuls, aus dem sich dann Seatrekking und Flowdiving entwickelt hat. Ganz natürlich, Evolution halt.



Du sagst, das Meer lässt dich Raum und Zeit vergessen. Klingt nach 'nem guten Trick, um Rechnungen zu ignorieren. Kannst du uns Normalsterblichen dieses Gefühl mal näherbringen, ohne dass wir gleich seekrank werden?


Was soll ich da sagen? Die besten Dinge im Leben lassen sich eh nicht mit Worten wiedergeben. Beim Flowdiving ist das genauso. Das Meer ist ein magischer Raum, unfassbar, kräftig und voller Leben. Wenn man da auf einer Parabel durch diesen blauen Kristall gleitet, frei zwischen 0 und 25 Meter Tiefe, dreidimensional, nonstop und dynamisch, ist das einfach ein wahnsinniges Gefühl. So machen das alle Meeressäuger seit Millionen von Jahren und die wissen, warum. Das ist ein mega Weg, um mit diesem Element zusammenzukommen. Das ist der gewachsene Move von Seatrekking im Wasser, halt auf das menschliche Maß heruntergebrochen.




Das Meer ist ein Kosmos mit Kräften, die sich ständig im Fluss befinden, das Abtauchen unter die Oberfläche, ein Moment, der die Wahrnehmung verändert, manche sagen verdichtet. Dem Atemreflex zu folgen, seinen Körper in der Transparenz und Elastizität der Tiefe zu bewegen, ist so weit weg von unseren normalen Settings, aber trotzdem irgendwie vertraut und natürlich.


Dieses Umfeld verschiebt die Grenzen von innen und außen und damit auch das Empfinden von Raum und Zeit. Sich in dieser Energie zu bewegen, sie zu reiten ist mein Ding.

All das spielt eine Rolle, aber im Endeffekt ist es nicht klar, was wirklich mit einem dort draußen passiert.


Natürlich kann man sich auch easy treiben lassen, schwimmen oder schnorcheln, das ist alles wunderbar und steht einem offen. Hier erzähle ich aber von den Dingen, die Seatrekking-Urgestein sind. Über die Erfahrungen beim Schwimmen oder Schnorcheln kann ich nicht so viel sagen, Flowdiving ist einfach eine Welt für sich. Obwohl ich auch ganz gut darin bin, mich einfach treiben zu lassen.



Wie kam's zur Erleuchtung mit dem Seatrekking? Gab's einen "Heureka"-Moment unter der Dusche (oder eher im Salzwasser), der dich auf diese glorreiche Idee brachte?


Seatrekking hat sicherlich mit meinen Erfahrungen mit dem Meer und der Lust am Meer zu tun. Diesen Sog gab es schon ganz früh bei mir, hinein in das Gebiet von wilden Küsten und Inseln und das dann immer länger und ausgedehnter. Dort ins Abenteuer zu ziehen, Routen zu setzen und den Körper ins Gleiten zu bringen.


Aber es gibt schon Momente, die Seatrekking auf einen Punkt verdichten und etwas Neues in mir auslösten. Da war die fixe Vorstellung, sich wie ein Tier des Meeres im Wasser zu bewegen. Das ließ mich nicht mehr los, einfach diese Fähigkeiten zu besitzen. Sie kam in der Zeit meines Studiums an der Akademie der bildenden Künste in München auf mich zu. Über Tage und Nächte durchs Meer gleiten, ohne Grenzen, autark, im dreidimensionalen Raum unter der Oberfläche, geschmeidig und frei (ich hatte schon immer ein Faible für die griechische/germanische Götter und Sagenwelt und sci-fi Superhelden).


Das war alles erstmal unerreichbar und fantastisch und hatte etwas von supernatural. Aber genau das übte Faszination aus und ließ mich nicht mehr los. Evolution war schon immer eine Sache, die mich wahnsinnig fasziniert hat. Damit Neues entsteht, um das Unmögliche ins Mögliche zu bringen, braucht es das. Evolution ist erstmal ein sprunghafter Prozess, der dann stringent wird, das ist zumindest meine Erfahrung mit der Natur.



Seatrekking ist ja wie ein Triathlon für Abenteurer: Wandern, Schwimmen, Schnorcheln, Freitauchen. Was ist das Coole an diesem Mix und welche neuen Instagram-Perspektiven auf Küsten eröffnet das?


Für dich ist das vielleicht ein Mix, von außen betrachtet mag das so sein. Für einen Seatrekker kein bisschen. Wenn du anfängst, deine eigenen Routen zu planen und zu setzen, findest du schnell deinen eigenen Stil und die Dinge verdichten sich zu einer Linie. Ob Wasser/Land oder nur Wasser, egal. Seatrekking gibt dir Möglichkeiten deinen eigenen Weg zu gehen und geschlossene Routen zu setzen, die es vorher so nicht gab. Abenteuer und Athletik kommen bei der Sache tatsächlich kräftig zusammen. Das ist der Charakter von Seatrekking und Flowdiving, aber die Kurve ist dabei total fließend, man kann ja auch alles ganz gechillt machen und sich einfach treiben lassen.



Ganz grundsätzlich ist Seatrekking erstmal ein Tool, das dir ermöglicht Routen zu Wasser und zu Land autark zu machen (ohne, dass du das im Kopf voneinander trennen musst), auch über mehrere Tage/Nächte hinweg und zwar ohne Board oder Boot also nur du und dein eigener Körper frei in/mit den Elementen. In wilden Meereslandschaften, zwischen Inseln und entlang von Küsten oder hinaus in die offene See. Ultraleicht, ultranachhaltig und off grid. Allein das ist eine mächtige Quelle für Abenteuer und Punk 1 beim Seatrekking. Man steigt aus dem Meer und fühlt sich manchmal wie der erste Mensch, so konzentriert auf den eigenen Körper und außerhalb der Zivilisation. Blickt über die Weite der See von den Gipfeln eines Küstengebirges, biwakiert in winzigen Buchten, die das Meer über zehntausende von Jahren aus dem massiven Fels gewaschen hat oder steigt an einer tropischen Insel aus, die von einem verflochtenen Mangrovenwald umgeben ist, der das Licht wie ein Stroboskop zerlegt. All diese endlosen Landschaften und Momente, die das Reich des Meeres und des Wassers eben hervorbringt. Das ist unser Reich. Dort taucht man ein und zwar in seinen gewachsenen Kontext also nicht nur in Ausschnitten wie das sonst meistens passiert. Das setzt schon vieles von dem, wie wir normalerweise unseren Planeten begegnen außer Kraft und schafft einen einen anderen Blick. Ein Streampack wie die Bullet01 ermöglicht dir genau das. Man kann damit aber auch einfach nur zum Badestrand latschen, um seine Sachen easy zu transportieren.



Punkt 2 ist dann die Welt von Flowdiving, der Stil und die Performance unter der Oberfläche durch den Raum des Wassers zu gleiten. Am besten mit Sichtweiten von 20, 30, 40 Metern. Eine mega Sicht ist für uns wie die perfekte Welle für den Surfer. Das ist der Blaue Kristall, Blue crystal ein geflügeltes Wort. Zudem ist beim Seatrekking der Beginn des Meeresspiegels nicht das Ende der Küste. Sie geht für uns in der Tiefe weiter und man folgt ihr. Interagiert mit ihrem Profil und den Strömungen, die sich darüber bilden. Nutzt sie für den Flug durch den Raum der Tiefe. Inmitten ihrer Klüfte, Höhlen, Steilwände, Hügeln und Tälern, ihren Wiesen, Wäldern, Abhängen, Monolithen und gleißende Sandflächen. Spielt mit der Tektonik der Tiefe und lässt sich davon tragen. Umgeben von den Tieren und Pflanzen, zusammen mit dem ganzen pulsierenden Leben dort draußen im Licht des Wassers. Also da gibt es schon so einiges, was einen selbst und unseren Planeten featured.



Seatrekking ist kein One-Night-Stand, sondern eine längere Beziehung. Dein längster „Hallo, Meer, schön, dass du immer noch da bist!“-Trail: Wie lange und wo war diese ausgedehnte Romanze?


Nach über hundert mehrtägigen Routen ist das nicht so leicht zu sagen. Eine meiner längsten Trails war sicherlich im Koh Chang Archipel mit seinen dutzenden von Inseln und Seebergen. Da war ich über zwei Wochen am Stück in einer Route. Bei den Worten One Night Stand ging es tatsächlich um den Impact von wilder Natur, etwas, das dich bewegt, formt und dich richtig packt.


Seatrekking Route


Maximal 12 Kilo Gepäck – das ist ja weniger als meine Handtasche! Welche Philosophie steckt hinter dieser Radikal-Diät für den Rucksack und macht weniger Zeug die Natur irgendwie ... natürlicher?


Es macht dich vor allem natürlicher. Und es ist ein wahnsinnig gutes Gefühl wenn du mit 12kg Hardware losziehst und genau weißt das du alles hast was du brauchst um gut zu leben.

Add-on sind die Tools, um den Körper jederzeit durch die Weite und Tiefe des Wassers zu schicken. Das ist eine echte Ansage. Einfach Ultra gut. Hört sich vielleicht strange an, ist aber viel smarter als unsere hunderttausend Dinge Welt. Darin steckt auch eine große Kraft von Seatrekking die ich besonders mag.



Bei all dem Minimalismus: Was ist das EINE Ding (außer dem Zeug, das dich am Leben hält), ohne das du eher an Land bleiben würdest? Dein löslicher Kaffee-Dealer? Dein aufblasbares Kuschelkissen "Wilson"?


Das gibt es so nicht.



"Leave No Trace" – also keine Krümel, keine Fußabdrücke, keine peinlichen Selfies mit Seesternen. Wie setzt ihr Seatrekker das um und welche Verantwortung tragt ihr als Vorzeige-Meeresflüsterer?


In Seatrekking steckte von Anfang an die Kraft, einen mit der Lust am Agieren und mit der Natur aufzuladen. Etwas, das dich wie eine echte Mission packt. Ein spielerischer und gleichzeitig physischer Impact der dich mitreißt und stark macht für die Prozesse in der Natur und ihre Schätze. Eine Energie, die in ihrer DNA liegt und aktiviert sich mit der Natur zu verbinden und auseinanderzusetzen. Etwas, das nicht durch moralische Gründe befeuert wird, sondern weil Natur halt das absolute Ultra ist.



Wissenschaft, Didaktik oder Politik sind auch Werkzeuge, um Dinge in Bewegung zu bringen, aber das ist eben nur die Hälfte der Medaille. Das überschätzen wir oft weil das messbare Größen sind und da stehen wir halt drauf. Aber wenn das so gut funktionieren würde wäre unsere Welt nicht so am Limit. Seatrekking arbeitet stark mit den Kräften der anderen Seite dieser Medaille. Dort steckt ein Potenzial das man nicht unterschätzen sollte auch wenn man es nicht so gut in Zahlen oder Systeme packen kann. Es ist ein Prozess, etwas als Teil seiner selbst zu erleben und überwältigt zu werden und der Drive, der damit entsteht.


Wenn du Natur und Wildnis in deinem Leben zulässt, begreifst du ganz automatisch, was da zählt und was eher nicht so cool ist und vor allem, welch gewaltiges Neuland sich damit vor dir ausbreitet, in das du dich hinein entwickeln kannst. Das formt deine Persönlichkeit und macht happy. Es geht wie immer um Leidenschaft und Lebenszeit für etwas. Wenn das passt, passt alles andere meistens auch. Es gibt da auch nicht nur einen Weg, es ist mehr eine Haltung geboren aus einer Fülle von gemeinsamen Erfahrungen die uns verbindet und jeder tut auf seine Weise was zu tun ist. Und nichts gegen Selfies mit Seesternen, vielleicht kommt es doch einfach darauf an ob es nur um dich geht oder auch um den Seestern als Star. Außerdem fängt jeder erstmal an und das zählt, viel wichtiger ist es, dass man an einer Sache dranbleibt, richtig einsteigt und sie in sich wachsen lässt. Das macht den Unterschied und auch die Freude.


Ich glaube definitiv nicht an die Trennung von Mensch und Natur als Lösung für irgendetwas. Aber auch nicht an Natur als bloßen Freizeitpark oder Rohstoffquelle, da lässt man das Stärkste für uns liegen.


Seatrekking braucht "Übung, Wissen und Verantwortung". Klingt anstrengend. Was sind die wichtigsten Skills und die richtige Einstellung, um nicht als menschliches Treibgut zu enden?


Also, wenn man sich kein bisschen anstrengen möchte, bleibt man besser am Strand liegen und geht eher nicht seatrekken. Mit dem eigenen Einsatz kommt doch der Flow und die Sicherheit, das ist doch der Hauptgewinn, dann wird die Sache auf einmal geschmeidig und passiert irgendwann wie von selbst. Aber wie schon gesagt, die Kurve ist da fließend. Ansonsten, auf sich und die Natur aufpassen und sich an sie anpassen. Sich mit dem Gebiet des Trails und seinen Eigenheiten auseinandersetzen. Nicht gegen, sondern mit den Kräften der Natur agieren. Die Augen und Sinne offen halten und schauen, was um einen herum passiert. Und den Wetterbericht richtig lesen können und mit den passenden Routen anfangen. Und natürlich trainieren und sich mit der Materie beschäftigen, wie bei allem. Man kann auch einfach loslegen, aber die Natur hat ihre Spielregeln und gehört uns nicht, das sollte man im Kopf behalten.



Das "elementare Naturerlebnis und die Einheit von Natur und Mensch" – das ist der heilige Gral des Seatrekkings. Wie fühlt sich diese Verschmelzung an, wenn man tagelang durch die "blaue Wildnis" paddelt – wird man da zum Halbfisch?


Am besten wird es doch immer, wenn man sich selbst vergisst und dabei über sich hinauswächst und dann die Welt mit neuen Augen sieht. Da passieren doch die wirklich aufregenden Dinge. Das ist der heilige Gral. Ins Gleiten kommen, in einem genialen Move aufgehen, mit Landschaft und Tieren zusammen sein, ins Unbekannte ziehen. Das ist es.


Ohne das Unbekannte ist das Leben ein Hamsterrad. Vielleicht super schnell und dynamisch, aber halt nur immer schneller im Kreis herum. Da geht mehr.

Die blaue Wildnis dort draußen ist uns fremd. Was soll man da? Diese Fremdheit ist ihre größte Stärke, eine Macht. Die Natur ist eben nicht von uns Menschen gemacht, mit ihr zu verschmelzen heißt, sich mit dem Unbekannten zu messen und einfach richtig gut im Moment zu sein, wach und staunend. Eine Realität, die wir nicht in der Mangel hatten und das ist der springende Punkt. Sie ist frisch und das schmeckt man.


Die blaue Wildnis ist einfach da und wir können sie nicht kontrollieren oder vermessen. Das fordert einen und man antwortet, das ist auch schon alles.



Übernachten unter freiem Himmel im Biwak: Dein schrägster „Guten Morgen!“-Moment, als dich ein neugieriger Meeresbewohner aus dem Schlafsack gekitzelt hat? War's ein Delfin mit Kaffee oder ein Tintenfisch, der deine Socken klauen wollte?


Die Küstenwache bei einem Offshore-Biwak etwas weiter draußen. Aber nicht weil ich was falsch gemacht habe. Ich war korrekt beflaggt und hatte meine Positionslichter an.



In deiner Landschaftsmalerei arbeitest du auch mit dem Abenteurer, dem Entdecken und Erforschen und mit deinem Körper. Was ist der treibende Punkt deiner Kunst? Beeinflusst dein geschultes Künstlerauge, wie du die Natur beim Seatrekken siehst und die Sportart entwickelst – siehst du da eher "Komposition" als "Küstenlinie“?


Das kann ich so nicht sagen. Die Dinge überlagern sich eher. So wie Wellen und Teilchen, die mir in der Natur, im Meer, überall begegnen und sich ständig im Fluss befinden. Daraus entstehen dann die Dinge, ohne dass ich es kategorisiere. Kunst ist doch viel größer als die Vorstellungen, die wir davon haben.


Seatrekking ist eine Erfahrungswelt, die mich antreibt, genauso wie das in meiner Landschaftsmalerei mit den GROUNDS passiert. Ich folge wie ein Tier einer Fährte, einer Blutspur, die mich in Beschlag nimmt. Sie beherrscht mich. Es geht um die Natur und ihre Erscheinungen und mein Körper der sich darin bewegt und daran abarbeitet. Das Territorium, wo das passiert, ist der Bereich, in dem Menschen nicht das Sagen haben, sondern andere Kräfte und Ereignisse. Denen auf den Grund zu gehen ist ein großes Abenteuer und das Machen selbst ist Abenteuer.


Galerie: Arbeiten aus den Gruppen Grounds1 (3d/3d&3d/2d), Grounds3 (3d/2d), Grounds4 (3d/2d), Trunks2, Dryings1.

Tools, Strings (gezogenes Glas, anthrazit, transparent).






Oft ist man da ein Fremder in seinem eigenen Werk und abhängig von brutalen Einflüssen, aber das ist ok so. Da passieren dann interessante Dinge, reale Sachen. Sich tief in der Wildnis zu bewegen, die Leinwand direkt in der Natur auszubreiten und den Grund darin aufzunehmen. Sich von einem Ort und der Atmosphäre prägen zu lassen und zu sehen was dabei mit der Malerei passiert das ist es. So produziere ich seit langem. Das interessiert mich. Dem folge ich in der Malerei, in meinen Arbeiten und Aktionen überhaupt.



Dein großer Traum: Ein Trail über die Tiefseegräben vor Trincomalee in Sri Lanka (Psst, liebe Sponsoren, Ohren auf!). Was kickt dich an diesem Ort so und welche wilden Partys mit den "Bewohnern der blauen Wildnis" erhoffst du dir da?


Das Meer vor Trincomalee hat einfach einen tiefen Eindruck hinterlassen. Mancher Bergsteiger weiß ja auch nicht, warum ihn gerade dieser Berg fordert, den er dann nicht mehr aus dem Kopf kriegt. Ein Grund ist bestimmt der steile Abbruch direkt vor Trincomalee, der auf über tausend Meter Tiefe sehr schnell abfällt. Das ist ein sehr mächtiger Raum der sich da auftut. Unendlicher Raum hat eine immensen Impact auf den Körper. Das ist pures free solo Flowdiving. Aber auch weil sich in der offenen See dort draußen viele Routen von Meerestieren kreuzen. Was dort auftaucht, kann man nicht fix sagen, aber da ist viel unterwegs, vom Kleinsten bis zum Größten.



Der "Move" – das Verschmelzen mit Weite und Tiefe. Kannst du uns diesen Zustand des Gleitens und der Schwerelosigkeit mal für Landratten erklären, die höchstens in der Badewanne schweben?


Nein, das wird so nichts. Aber eins kann ich dir dazu mitgeben. Wenn du einmal so auf einer Parabel durch den blauen Kristall reitest, mit den Kräften deines eigenen Körpers und getragen von deinem Atem, dann ist da nichts anderes mehr in deinem Kopf nur dieser Move von auf und ab und das soll am besten immer so weitergehen.



Der „Blue Out“ – klingt ja erstmal, als hätte man den Stecker gezogen oder wüsste nicht mehr, wo oben und unten ist. Ist das der Moment, wo man plötzlich merkt: "Mist, Schlüssel im Auto gelassen, und das Auto ist 200 Seemeilen entfernt"?


Blue out ist einfach ein geflügeltes Wort für extreme Freiheit, wo die Dinge anfangen, sich aufzulösen und unscharf zu werden, so als ob die eigene Realität beginnt zu zerfließen. Dort wo man alles menschliche verlässt und einen nichts mehr hält. Wirklich weit, weit ab von allem, wo man seinen Fuß drauf setzen kann. Eine Grenzlinie zwischen Angst, Euphorie und Klarheit, die einem dort draußen begegnen kann.


An mein Auto hab ich inmitten des blauen Kristalls noch nie gedacht. Das kann ich so nicht bestätigen. Man denkt eigentlich an gar nichts, man fühlt eher alles. Ziemlich intensiv. Sich selbst und das Drumherum, mit verringerter Trennung von beidem. Wie seinen Körper durch pures, massives Licht zu schieben.



Welche Rolle spielen deine Freitauch-Skills, um diesen "Flow-Zustand" zu erreichen und quasi mit dem Ozean zu kuscheln, ohne gleich Panik vor dem nächsten Atemzug zu bekommen?


Wer sich unter der Oberfläche geschmeidig, flüssig und dynamisch bewegen will, braucht erstmal das Equipment wie beim Freitauchen. Schnelle, ultraelastische Wetsuits und Freitauchflossen und die Fähigkeit diese richtig zu händeln. Unter der Oberfläche kommt man ohne die richtigen Flossen nicht weit und auf der Oberfläche sind sie wirklich nicht von Vorteil, sie sind einfach für den Raum unter Wasser gebaut. Zudem ist ein freier Druckausgleich von Vorteil und eine Körperhaltung, die maximale Hydrodynamik in Kombination mit dreidimensionalen Bewegungsprofilen liefert, also nicht nur geradeaus am Stück. Und man sollte natürlich das Luftanhalten trainieren. Das ist der Stand der Dinge.



Aber ab der Art der Tarierung, über die Konditionierung des Kohlendioxidaustausches und der Sauerstoffaufnahme, die Technik des ein und ausatmens, des Abtauchens und Auftauchens, der Wahrnehmung des Außen und nicht nur des Innen, das gezielte Nutzen der Energien von Strömung und Swell unter der Oberfläche über viele weitere Details hinaus unterscheidet sich Flowdiving in Gradiationsstufen vom Freitauchen.


Freitauchen ist ein Single Shot, Flowdiving ein Tauchen, das sich im Fluss befindet, eine Parabel, ein fließender Rhythmus aus atmen und tauchen zusammen mit den Kräften des Wassers, Wind, Wellen, Strömung, Tieren, Pflanzen, Tektonik, usw.. Ich könnte zum Beispiel gar nicht mehr über 40 Meter tief aus dem Stand tauchen. Ein Witz für Freitaucher. Dafür ist mein Körper daran angepasst nonstop über Stunden dynamisch zu tauchen mit einer Frequenz von 70/30 zwischen 0 und 25 Metern Tiefe. 70 Prozent der Zeit unter Wasser, 30 Prozent zum Ausatmen und Luft fassen an der Oberfläche, aber immer in Bewegung. Da gibt es auf der Welt nicht viele Freitaucher die da easy einsteigen würden weil der Schwerpunkt einfach ein anderer ist. Die Basis ist aber die gleiche, man bewegt sich unter der Oberfläche, taucht mit den Kräften seines eigenen Körpers im dreidimensionalen Raum des Wassers. Wir sind definitiv Brüder und Schwestern.



Dein selbstentwickelter Packsack "Bullet" unter der Marke AETEM_X klingt nach Raketentechnik. Was war die größte Nervensäge bei der Entwicklung und wie macht er das Seatrekking-Erlebnis jetzt fluffiger?


Raketentechnik find ich gut. Nur eben ultraleicht und mit 0,0000001% des Energieverbrauchs. Wir fliegen doch auch zu den Sternen. Beim Seatrekking wird man schon zum Astronaut, wenn man durch den outer space des Meeres gleitet und die Lebewesen dort draußen wie Kometen an einem vorüberziehen. Und ein Streampack ist die Ausrüstung, die dir neue Welten erschließt. Leicht, kompakt, wandelbar, gasdicht, stabil, extrem hydrodynamisch und an Land fein auf den Schultern und der Hüfte zu tragen. Für mich waren das schon immer Alientools. Ich bau die Packs ja nur als Einzelstücke in ganz kleiner Anzahl, meistens für Sammler. Mit meinen Freunden Julian und seinem Bruder Luca von den Seanomads kam es dann zu dem Punkt, wo ein Ableger davon als Kleinserie an den Start gekommen ist. Das macht den Streampack als Multiple erschwinglich und gibt’s seit August zu bestellen. Die Bullet ist ein Teil, das extrem schnell im Wasser ist, und beim Gleiten keine Energie frisst, selbst mit 20 kg Proviant, das macht das Ding so fluffig. Es nimmt einen Tourenrucksack bis zu 65l Volumen auf und funktioniert gut in Kombination mit einem Backpack. Im Switch von Wasser zu Land. Hat aber auch selbst ein kompaktes Tragesystem für kürzere Strecken. Ist super slim und klein zu verpacken. Die Bullet gibt es nur unter einer Adresse zu ordern:


Streampack by Bernhard Wache


Bullet_01 Streampack by AETEM_X



Als geübter Seatrekker mit Carbon-Flossen bis zu 5 Kilometern in einer Stunde – das ist ja schneller als manche Ente! Wie fühlt es sich an, sich so "flipper-tastisch" und delfin-like durchs Wasser schraubt.


Wenn man es darauf anlegt, kommt man sogar an die Geschwindigkeit von Haubentauchern und Gänsesägern ran. Im Spitzenfeld sogar an sibirische Sterntaucher. Der absolute Wahnsinn.

Aber ganz nebenbei, Geschwindigkeit ist eine relative Größe beim Seatrekking und hängt vom Stil und den Skills ab, wie man Weite und Tiefe ins Verhältnis bringen kann und wie man mit der Route interagiert. Der Sog der Gravitation und der Punkt der Schwerelosigkeit in der Tiefe ist auch ein ganz elementarer Faktor der Parabel und fährt extrem ein.




Was muss außer dem Wunder-Bullet noch unbedingt mit auf mehrtägige Seatrekking-Abenteuer, damit man nicht aussieht wie Robinson Crusoe nach drei Wochen ohne Zahnbürste?


Wie schon gesagt ist das wirklich neue und eigenständige am Seatrekking der Move beim Flowdiving in Kombination mit neuen Routenoptionen im Gebiet des Wassers. Was man dann auf einem Trail mit dabei hat um Tag und Nacht gut versorgt zu sein ist altbekanntes Outdoor Knowledge mit einigen kleinen Anpassungen an die Eigenheiten von Küstengebieten und Inselwelten und das ist ein sehr breites und komplett etabliertes Feld. Darauf geh ich jetzt nicht spezifisch ein. Einfach mal bei YouTube reinschauen. Ich persönlich mag es ultraleicht. Und wenn es nicht speziell um extreme Routen geht versorgt man sich genau mit den selben Dingen die das Leben auch sonst ausmachen. Nur halt um ein zigfaches leichter und kompakter: Kochen/Klamotte/Schlafen/Schutz/Hygiene/Kommunikation …. Und dann eben noch der Stuff fürs Flowdiving oder fürs Schnorcheln oder Schwimmen. 12 kg.



Seatrekking führt ja oft in die Pampa. Deine bisher haarigste Challenge oder gefährlichste Situation, bei der du dachtest: "Okay, das war's mit der Wasserratten-Karriere"?


In Ägypten im Knast, mit Spionageverdacht beim Geheimdienst. Das war bedeutend erschreckender als z.B. im Adang Archipel in ner Strömung, die dich ohne Gnade in die offene Andamanensee schiebt oder im meterhohen Swell vor Teneriffa.



Dein absolut magischster Gänsehaut-Moment beim Seatrekking? Eine Tierbegegnung, bei der du dachtest, du bist im falschen Film, oder ein Naturschauspiel, das Photoshop alt aussehen lässt?


Da gibt es vieles. Einer davon waren zwei Nächte in einer großen Bucht in Südostasien mit einem Rudel kleiner Blacktip Haie (1,7 Meter maximale Länge). Ohne externes Licht, aber in glasklarem Wasser mit 35 Metern Sicht unter einem riesen Vollmond. In diesem Licht ohne Lampen zu tauchen ist überhaupt schon hammer. Von Mitternacht bis zum Morgengrauen. Stundenlang unter Wasser und mit den Haien zusammen durchs Riff ziehen. Nicht tief, zwischen 5 - 15 Metern. Aber dieses silberne Licht und die elfenbeinschwarzen Schatten und die Bewegungen darin werde ich nie vergessen. Und immer wieder war das Rudel da, sein Boss, die Kids, die ganzen anderen Player, wie gejagt wurde, wie gelebt wurde, was bei den Haien halt so abging und ich mittendrin im messerscharfen silberweiß des Mondes.


Genauso stark wie so ein Erlebnis fasziniert mich aber auch ein kleiner Ebbetümpel zwischen den Klippen. Dort einfach zu sitzen und in die Stille seiner spiegelglatten Oberfläche zu schauen. Eine offene Muschel darin zu versenken und dem Kommen und Gehen der Bewohnern dieser Mikrowelt zu folgen. Wie sie sich absprechen, abchecken, austricksen, unterstützen und welche krassen Kreaturen da am werken sind.


Oder ich gehe mit einer Sepia zusammen jagen. Ich bin dabei der Helfer, stöbere für sie mit meinen Fingern die kleinen Tierchen zwischen den Steinen und Algen auf und sie schnappt sie sich dann mit ihren blitzschnellen Fangarmen, super Teamwork.



Du kommst ja hautnah ran an Küsten und Meere. Welche unschönen Dinge, wie Plastik-Partys oder traurige Korallen, beobachtest du auf deinen Touren, die dir die Flossen kräuseln lassen?


Wir zerstören schon massiv. Das machen wir ja nicht absichtlich. Es passiert einfach weil die Säulen auf der unsere jetzige Lebensweise steht nicht mit den Gegebenheiten unseres Planeten zusammenpasst. Und ich nehme mich davon bestimmt nicht aus. Plastik ist übrigens dabei nur eines von vielen Problemen, das sieht man zwar, aber das, was man nicht sieht, ist viel schlimmer, das gilt auch fürs Plastik.


Ich höre mir seit langem die Geschichten der Menschen an, die schon immer direkt am Meer leben und die mir auf meinen Routen immer wieder begegnen. Ich stell dann oft eine Frage - was hat dir dein Großvater vom Meer erzählt und was hast du noch gesehen als Kind, wie sah es damals aus mit dem Leben im Meer vor 40, 50, 60 oder 70 Jahren. Das ist ja eigentlich keine Zeit. Und was ich da mitkriege, was es gab und jetzt verschwunden ist und wie sich das Wasser selbst verändert hat kann man kaum glauben. Gerade in der Nordostadria wo ich bin, aber auch in den Tropen, das ist unfassbar. Diese Geschichten finde ich sehr stark und so Basic um wirklich zu begreifen, wie wir sind und was wir mit der Natur machen.


Natürlich kriege ich auch mit, wie sich das Meer um mich herum verändert, gerade in den letzten 10 Jahren hat sich das nochmal beschleunigt, aber ich will das auch nicht nur negativ sehen, da ist auch viel Gutes im Gange. Der Verlust wird dadurch aber nicht gestoppt oder umgekehrt.



Wie kann Seatrekking dabei helfen, dass mehr Leute kapieren, wie unglaublich schön und schützenswert unsere Meere sind – quasi als Schocktherapie durch Schönheit?


Ja, die Schönheit dort draußen kann einen schon schockieren. Das stimmt.

Seatrekking packt definitiv so manche Dinge an der Wurzel. Es bringt einen mit den Realitäten zu unserem Platz in der Natur zusammen, es testet das Verhältnis von Zivilisation und Wildnis aus und was man wirklich zum Leben braucht und noch viele andere Aspekte, die mich immer wieder aufs neue überraschen. Das hat für mich was von Aufbruch und ist rebellisch und spannend auf eine trockene und individualistische Art ohne dogmatisch zu sein. Das gefällt mir und das kann was.



"Man muss darauf aufpassen, sich daran anpassen, eine Haltung dafür entwickeln." Klingt nach 'nem strengen Meeres-Knigge. Was bedeutet diese Haltung für dich ganz konkret im Umgang mit der großen blauen Badewanne?


Das ist die Eintrittskarte für das Abenteuer Natur und das Meer ist der größte Teil davon. Man muss sich tatsächlich auf eine Sache einlassen, damit sie für einen immer besser wird. Aufpassen, anpassen, trainieren, experimentieren, reagieren … sind nur einige Schritte auf dem Weg. Mit Knigge hat das wenig zu tun. So funktioniert einfach das Leben, wenn es fett sein soll.


Ganz konkret fordert mich die Verbindung von Mensch und Natur und die Kraft der Natur. Daran arbeite ich und das erforsche ich mit meinen Tools, Arbeiten und Abenteuern und das Meer ist mir halt besonders nahe. Das ist mein daily job. Das lege ich auf den Tisch. In der Natur liegt für mich die Zukunft. Man kann sagen, das ist eine Utopie, aber das stört mich nicht, ganz im Gegenteil.



Der reine Glaube an Technologie als einzig mögliche Zukunft ist für mich veraltet.

Dass Technologie die Zukunft und die Lösung für alles ist, höre ich schon so lange, das war ja schon bei meinen Eltern und Großeltern so. Und das ist mittlerweile ein Diktat und ich habe was gegen Diktatur. Technologie ist total ok und mega, aber:


Natur und Technologie müssen als Paradigma ins Verhältnis kommen, mindestens fifty-fifty.

Eine ausschließliche Realität aus Technologie langweilt, paniert das Gehirn und ist selbstzerstörerisch. Das ist ein einziges Kreisen um sich selbst. Wir brauchen Frischluft von außen, um weiterzukommen und uns zu entwickeln. Und damit meine ich nicht das Aufkochen einer zurück zur Natur Romantik, sondern etwas ganz Neues. Die Natur ist der Ort des Abenteuers, der Energie, der Magie und der Wirklichkeit, aber auch der Ort, wo Evolution und Zukunft stattfindet. Dort liegt das Potenzial.



Strömungen, Wetter, Wellen – die Natur kann ja manchmal eine echte Diva sein. Wie tanzt du mit diesen Naturgewalten, wenn du tagelang auf dem Präsentierteller bist?


Ich folge dem Sound und versuche mich gut zu bewegen und im Takt zu bleiben.



Dein Ziel: Seatrekking pimpen und die Community mit Top-Ausrüstung versorgen. Wo siehst du den Sport in 5 oder 10 Jahren? Weltmeisterschaft im Unterwasser-Wandern?


Wenn man ab und an ein Rudel Seatrekker sieht, das durchs Meer zieht. So easy und integral wie die Tiere der Meere selbst. Menschen trifft, die Seatrekking gepackt hat und in denen das Meer und die Power der Natur pulsiert, wenn das Leben damit intensiver, spannender und natürlicher wird …, das ist doch was.




Wenn du eine einzige, knallige Botschaft über das Meer an unsere "The Ocean Tribune"-Leser raushauen könntest – welche wäre das (außer "Kauft mein Equipment!")?


Nature is the Champ.



Das Meer ist dein Akku-Ladeplatz und du bist ihm hoffnungslos verfallen. Was gibt dir diese riesige Pfütze, was du sonst nirgends kriegst – außer nassen Füßen?


Raum, unbegrenzten Raum. Zum entdecken, spielen, gleiten, kämpfen, staunen, machen, schauen.



Abgesehen vom Trincomalee-Abenteuer, bei dem wir dir die Daumen für Sponsoren drücken: Gibt’s noch ein anderes Herzensprojekt oder einen wilden Traum, der dich nachts wachhält und den du mit uns teilen willst?


Da gibt es viele. Eine Doku über Seatrekking geht mir auch ab und an durch den Kopf. Seatrekking bringt so einen Mega Blick auf die Welt mit. Das ist Potenzial. Ich denke meistens in Routen, auch wenn das nur eine von vielen Optionen wäre, das ist halt mein Ding.


Zum Beispiel vom höchsten Berg Spaniens, dem Teide, nach La Gomera. Höhe und Tiefe, Feuer und Wasser auf einer Linie. Oder vom italienischen Festland nach Korsika über drei Inseln, die diese Route vereint. Eine davon Monte Christo, dem verbotenen Berg im tyrrhenischen Meer. In Asien in den Inselwelten zwischen Kambodscha und Thailand auf den Spuren der Seenomaden, die dort einst auf und unter der Oberfläche lebten, ihre Nachkommen gibt es dort noch.


Aber auch der Wechsel zwischen Zivilisation und Wildnis. Das ist auch eine Seite von Seatrekking, die mega Laune macht und so viel aufdeckt, wenn man diese Grenze überschreitet und sich fließend wie ein Alien zwischen beiden Welten bewegt. Das, was da an Begegnungen und genialen Blickwinkeln passiert, feine Geschichten.



Dein größter Wunsch für unseren blauen Planeten und seine Zukunft – außer dass alle Seatrekking machen?


Staying alive, aber das geht eher an uns als den Planeten. Der kommt klar, keine Frage.



Herzlichen Dank!


So, Luft holen.


Ich geb's zu: Als ich das erste Mal von einem Bayern gehört habe, der das Meer erobern will, hatte ich die Skepsis bis zur Halskrause stehen. Aber nach diesem Gespräch ist klar: Bernhard Wache redet nicht nur, er ist Meer. Jede Faser von ihm.


Was wir hier gehört haben, ist mehr als die Erfindung eines coolen neuen Nischensports. Es ist eine Philosophie. Ein Weckruf, die dämliche, von uns selbst gezogene Grenze zwischen Zivilisation und Wildnis, zwischen Mensch und Natur, endlich einzureißen. Es geht darum, wieder Teil des Ganzen zu werden, anstatt nur blöd am Rand zu stehen und Selfies zu machen.


Man spürt, dass sein "Seatrekking" aus einem tiefen, ehrlichen Impuls kommt – dem unbändigen Wunsch, mit dem blauen Herzen unseres Planeten im selben Takt zu schlagen.


Also, Bernhard: Im Namen der gesamten Möwen-Crew ein lautes und ehrliches Danke. Danke für den tiefen Einblick, den Klartext und dafür, dass du uns daran erinnerst, dass man kein Salzwasser in den Adern haben muss, um es mit jeder Zelle seines Körpers zu lieben und zu leben.


Man sieht sich da draußen. Wahrscheinlich mit Flossen an den Wanderschuhen.



Neugierig auf mehr?

WhatsApp Bernhard Wache: +4915755381381

Website Bernhard Wache: https://bernhardwache.com/



Klartext braucht eine starke Crew.

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