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Die Kunst, Geld NICHT im Ozean zu versenken: Ein Leitfaden für intelligente Philanthropie

  • Brenda Beachbum
  • 15. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit
Philanthropie


Von Brenda Beachbum


Ich muss dir eine Geschichte von zwei Unternehmen erzählen. Nennen wir sie "Shiny Corp." und "Smart Impact Inc.". Beide haben etwas, was viele gute Leute wollen: einen Haufen Geld. Und beide wollen etwas Gutes für die Ozeane tun.


Shiny Corp. macht das, was man so macht. Sie rufen eine große NGO an und sagen: "Wir spenden 50.000 Euro für euer Beach-Cleanup-Programm." Was dann passiert, ist ein Meisterwerk des Marketings. Es gibt eine große Pressemitteilung. Der CEO von Shiny Corp. posiert mit ernster Miene und einem Müllsack für die Kamera. Fünfzig Mitarbeiter bekommen schicke, gebrandete T-Shirts und verbringen einen sonnigen Nachmittag damit, Plastikflaschen von einem malerischen Strandabschnitt zu sammeln. Die Instagram-Storys bekommen tausende Likes. Alle fühlen sich fantastisch.


Zwei Wochen später bin ich an genau diesem Strand. Die Flut war da. Der Müll ist zurück. Die T-Shirts liegen im Schrank. Die 50.000 Euro sind weg. Verbrannt für einen einzigen, flüchtigen Moment des guten Gefühls.


Smart Impact Inc. macht etwas anderes. Etwas, das keine guten Fotos produziert. Sie finden eine kleine, fast unbekannte NGO – ein Zwei-Personen-Team aus brillanten, aber überarbeiteten Meeresbiologen, die eine revolutionäre Idee haben, wie man verlorene Fischernetze ("Geisternetze") per Sonar aufspüren kann. Aber niemand gibt ihnen Geld, weil ihre Anträge ein einziges Chaos sind. Smart Impact Inc. gibt ihnen keine 50.000 Euro. Sie geben ihnen 5.000 Euro mit einer einzigen Bedingung: "Engagiert damit einen externen Strategen, der euch hilft, aus eurer genialen Idee einen Antrag zu schmieden, den niemand ablehnen kann."


Sechs Monate später bekommt diese kleine NGO eine Projektförderung über 500.000 Euro von einer großen Stiftung. Sie kaufen das Sonargerät, stellen zwei weitere Leute ein und holen in den nächsten zwei Jahren 20 Tonnen Plastik aus dem Meer.


Jetzt frage ich dich: Wer von beiden hat wirklich etwas für den Ozean getan? Und warum zur Hölle feiern wir immer noch die mit den schicken T-Shirts?



Der süße Rausch des "Impact-Marketings"


Hör zu, ich verstehe das. Das Modell von Shiny Corp. ist verlockend. Es ist einfach, es ist sichtbar, und es liefert sofortige emotionale Befriedigung. Es ist das Fast Food der Philanthropie. Man fühlt sich kurz gut, aber der Nährwert ist gleich null.


Das ist kein Impact. Das ist Impact-Marketing. Das primäre Ziel ist nicht die nachhaltige Veränderung eines Systems, sondern die positive Assoziation der eigenen Marke mit einer guten Sache. Das ist nicht per se böse, aber es ist verdammt ineffizient.


Die wirklich großen Probleme – Überfischung, Versauerung, Tiefseebergbau – lassen sich nicht mit einem Beach-Cleanup lösen. Sie erfordern Strategie, Wissenschaft, zähe politische Arbeit und einen verdammt langen Atem. Aber diese Dinge sind nicht sexy. Sie lassen sich nicht gut in einer Instagram-Story verkaufen.


Wir haben den Non-Profit-Sektor zu einem Schönheitswettbewerb pervertiert, bei dem die mit der rührendsten Geschichte gewinnen, nicht unbedingt die mit dem besten Plan.

Das führt zur absurden Situation, dass wir die brillantesten Köpfe des Sektors – unsere Wissenschaftler, Aktivisten und Pioniere – dazu zwingen, den Großteil ihrer Zeit damit zu verbringen, Zirkus-Ponys zu sein, die um die Gunst des Publikums tanzen, anstatt die Arbeit zu tun, für die sie eigentlich angetreten sind.



Das mächtigste Wort, das du lernen musst: Hebel


Wenn du wirklich etwas verändern willst, musst du aufhören, wie ein Spender zu denken, und anfangen, wie ein verdammt guter Investor zu denken. Und der wichtigste Begriff im Werkzeugkasten eines Investors ist Hebel (Leverage).


Der Hebel ist die Kunst, mit einer kleinen Kraft eine riesige Wirkung zu erzielen. Shiny Corp. hatte einen Hebel von 1:1. 50.000 Euro rein, Wirkung im Wert von vielleicht 50.000 Euro raus (wenn man großzügig ist).


Smart Impact Inc. hatte einen Hebel von 1:100. 5.000 Euro rein, 500.000 Euro an gebundenem Kapital und nachhaltiger Wirkung raus.


Wie haben sie das gemacht? Sie haben nicht in das Symptom investiert (Müll am Strand). Sie haben in die Ursache des Erfolgs investiert: in die strategische Befähigung der Organisation.


Sie haben nicht den Treibstoff für eine einzige Fahrt bezahlt. Sie haben in die Reparatur und Verbesserung des Motors investiert, damit das Schiff hunderte von Fahrten selbst finanzieren kann.


Hört auf, Projekte zu sponsern. Fangt an, Organisationen zu stärken.

Das ist der Paradigmenwechsel. Eine fähige, strategisch exzellente Organisation wird über ihre gesamte Lebenszeit hinweg Millionen an Impact generieren. Eine einzelne, gesponserte Aktion verpufft nach einer Woche.



Wie du ein "Smart Impact Investor" wirst


Das ist kein Hexenwerk. Du musst nur anfangen, die richtigen Fragen zu stellen.


  1. Hinterfrage die Oberfläche. Wenn eine NGO dich um Geld für ein Projekt bittet, frag nicht nur: "Was wollt ihr tun?". Frag: "Was ist die eine strategische Schwäche, die euch davon abhält, dieses und zehn weitere Projekte selbst zu finanzieren? Und wie können wir helfen, genau diese Schwäche zu beheben?"


  2. Investiere in die "langweiligen" Dinge. Die besten Investitionen sind oft die unattraktivsten: Geld für einen Strategie-Workshop. Geld für einen professionellen Texter, der aus einer guten Idee einen brillanten Antrag macht. Geld für die Software, die dem Team 20 Stunden pro Woche an administrativem Albtraum erspart. Das sind die Investitionen, die den Hebel ansetzen.


  3. Finde die "Enabler". Suche nach Organisationen, deren gesamtes Geschäftsmodell darauf ausgelegt ist, andere Organisationen besser zu machen. Die Werkzeugschmiede. Die Navigations-Lehrer. Die Architekten. (Ja, so wie wir.)


Die intelligenteste Philanthropie ist die, die sich selbst überflüssig macht.

Sie schafft starke, unabhängige Akteure, die nicht mehr am Tropf des nächsten Sponsors hängen.


An alle Kapitäne auf den goldenen Frachtern da draußen: Ihr habt die Macht, das Spiel zu verändern. Hört auf, euch mit schönen Fotos ein gutes Gewissen zu kaufen. Fangt an, mit strategischen Investitionen eine bessere Zukunft zu finanzieren. Der Ozean wird es euch danken. Nicht mit einem Like, sondern mit seinem Überleben.



Klartext braucht eine starke Crew.

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Aus der Werkstatt: Vom Problem zur Lösung

Aufklärung ist der erste Schritt. Die Umsetzung der zweite. Wir bei Vita Loom Labs entwickeln die professionellen Werkzeuge und strategischen Prozesse, die Impact-Organisationen dabei helfen, ihre Missionen wirkungsvoller zu machen.

Sie wollen sehen, wie unser strategischer Prozess in der Praxis aussieht? Unsere 'Blueprint Case Study' demonstriert Schritt für Schritt, wie wir aus einer guten Idee einen unwiderstehlichen, förderfähigen Antrag schmieden.




The Ocean Tribune

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