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Der Papier-Tsunami: Warum wir die besten Ideen der Welt in Formularen ertränken (und was wir verdammt nochmal dagegen tun werden)

  • Gary Gullson
  • 20. Juli
  • 6 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Aug.

Papier Tsunami

Von Gary Gullson


Ich saß neulich an meinem Schreibtisch, der eher ein Stapel alter Seekarten und leerer Kaffeetassen ist, und starrte auf ein Dokument, das mir ein Freund geschickt hatte. Ein Freund mit einem Traum. Einem verdammt guten Traum. Er will mit Spezialdrohnen die letzten Rückzugsgebiete von bedrohten Papageitauchern überwachen. Genial, oder? Stattdessen schickte er mir 50 Seiten "Antragsprosa".


Ich habe versucht, es zu lesen. Bei Gott, ich habe es versucht. Nach drei Seiten über "Stakeholder-Engagement-Matrixen", "paradigmatische Synergieeffekte im post-fossilen Zeitalter" und "multilaterale Disseminationsstrategien" hatte ich das Gefühl, mein Gehirn würde zu Plankton zerfallen. Ich verstand nichts mehr. Das war keine Sprache, um die Welt zu retten. Das war die Sprache, mit der man Seelen erstickt.


Ich knallte den Schädel auf den Tisch – was bei der Menge an Papier kaum einen Ton machte – und fragte mich das, was ich jetzt dich frage, während du hier bei einem virtuellen Bier mit mir sitzt: Wann zur Hölle haben wir eigentlich beschlossen, dass man die Welt mit Bullshit rettet?



Die Bürokratie-Krake und ihre tödlichen Tentakel


Hör zu. Das hier ist kein Rant gegen Leute in Büros. Okay, vielleicht ein bisschen. Aber es ist vor allem ein Rant gegen ein System, das so kaputt ist wie ein Fischkutter nach einem Zusammenstoß mit einem Eisberg.


Wir alle lieben doch diese Bilder: Engagierte Leute, die mit schlammverspritzten Gesichtern eine gerettete Robbe freilassen. Meeresbiologinnen, die bis zur Hüfte im Mangrovensumpf stehen. Aktivisten in Schlauchbooten, die sich mit Walfängern anlegen. Das sind die Helden unserer Geschichten. Das sind die, die den Job machen.


Aber weißt du, was diese Leute die meiste Zeit tun? Sie sitzen vor Bildschirmen. Sie füllen Excel-Tabellen aus. Sie versuchen, die kryptische Sprache von Stiftungen und Förderprogrammen zu entschlüsseln. Sie verschwenden ihre kostbarste Ressource – ihre Zeit und ihre Leidenschaft – damit, um Geld zu betteln.


Schauen wir uns das Biest mal genauer an. Allein in Deutschland gibt es laut dem Deutschen Spendenrat über 600.000 gemeinnützige Organisationen. Ein riesiges Geschwader an potenziellen Weltrettern. Aber sie alle kämpfen um dieselben, oft viel zu kleinen Futtertröge. Nimm zum Beispiel die großen EU-Fördertöpfe wie das LIFE-Programm. Die Europäische Kommission, ein Apparat so wendig wie ein Containerschiff im Hafenbecken, gibt selbst zu, dass die Erfolgsquote für Projektanträge oft im niedrigen zweistelligen, manchmal sogar im einstelligen Bereich dümpelt.


Das bedeutet: Neun von zehn Anträgen, in die Hunderte von Arbeitsstunden geflossen sind, landen direkt im Reißwolf der Bürokratie. Das ist, als würdest du neun von zehn Rettungsbooten absichtlich versenken, nur um zu sehen, welches am schönsten brennt.


Die besten Ideen sterben nicht im Ozean, sie ertrinken in Antragsformularen.

Das ist die kalte, nasse Wahrheit. Wir haben ein System geschaffen, das nicht die besten Projekte belohnt, sondern die besten Antrags-Schreiber. Den Weltmeister im Buzzword-Bingo. Den Meister der Graphen und Diagramme, die so tun, als könnte man die Rettung eines Korallenriffs in einem "Gantt-Chart" vorhersagen.


Das Problem ist die Professionalisierungs-Falle. Natürlich brauchen NGOs professionelle Strukturen. Aber was passiert, ist eine schleichende Vergiftung. Die Biologin, die eigentlich Korallen züchten will, muss zur Projektmanagerin werden. Der Aktivist, der eigentlich illegale Fischerei aufdecken will, muss zum Buchhalter werden. Sie müssen eine Sprache sprechen, die nicht ihre ist, um Leute zu überzeugen, die oft meilenweit vom eigentlichen Problem entfernt sind.


Das Ergebnis? Burnout. Frustration. Und das Schlimmste von allem: Mittelmäßigkeit. Man traut sich nicht mehr, die wirklich wilden, mutigen, bahnbrechenden Ideen zu verfolgen, weil man schon vorher weiß, dass sie nicht in die engen, vorgefertigten Kästchen eines Antragsformulars passen. Man feilt so lange an der Idee herum, bis sie "förderfähig" ist – und dabei gehen oft ihre Seele und ihre schärfsten Kanten verloren.



Zeit für einen neuen Kurs: Die Werkstatt für scharfe Werkzeuge


Okay. Genug geheult. Wir bei der Tribune sind keine Fans davon, nur auf dem Wrack herumzuhacken. Wir wollen es wieder flottmachen oder gleich ein neues Schiff bauen. Und genau das passiert jetzt.


Du kennst uns. The Ocean Tribune ist unser Megafon. Unser Ausguck. Die laute, krähende Möwe auf dem Mast, die "Scheiße!" schreit, wenn sie Scheiße sieht. Aber ein Megafon allein holt keinen Plastikmüll aus dem Wasser. Dafür braucht man eine Werkstatt. Einen Maschinenraum. Eine Werft, in der die echten Werkzeuge geschmiedet werden.


Deshalb haben wir im Stillen, unter Deck, etwas Neues aufgebaut: Die Vita Loom Labs. Das ist unsere kommerzielle Schwester. Unser "schmutziger" Zwilling, wenn du so willst. Der Teil, der sich die Hände ölig macht und dafür sorgt, dass der Leuchtturm Strom hat.


Und diese Werkstatt hat sich das Problem mit dem Papier-Tsunami genau angesehen und gesagt: "Das können wir besser."


Das Ergebnis ist nicht einfach nur ein neues Förderprogramm. Förderprogramme sind Teil des Problems. Sie sind große, langsame Tanker. Wir wollten ein schnelles, wendiges Beiboot. Eine Spezialeinheit.


Wir nennen es das Vita Loom Impact Fellowship.


Das ist kein Almosen. Das ist kein Scheck. Das ist ein Pakt.


Wir verschenken kein Geld, wir investieren unsere schärfste Waffe: unseren "Antrags-Booster".

Ein Prozess, der einer NGO dabei hilft, ihre genialen, chaotischen Ideen in eine rasiermesserscharfe, überzeugende Bewerbung zu verwandeln, ohne ihre Seele zu verkaufen.


Pro Quartal suchen WIR uns eine einzige, verdammt gute Organisation aus, von der wir glauben, dass sie das Potenzial hat, eine richtige Delle ins Universum zu hauen. Eine Organisation, die vielleicht brillant in ihrer Arbeit ist, aber noch nie die Zeit oder das Know-how hatte, sich durch den Antrags-Dschungel zu kämpfen. Und dann gehen wir rein. Wir arbeiten mit ihnen, wir feilen, wir schleifen, wir polieren. Wir sind ihr Sparringspartner, ihr Waffenmeister, ihr strategischer Erster Offizier.


Wir helfen ihnen nicht nur, einen Antrag zu schreiben. Wir helfen ihnen, ihre eigene Geschichte so klar und kraftvoll zu erzählen, dass die Leute, die das Geld haben, gar nicht anders können, als zuzuhören.


Die erste Organisation, mit der wir diesen Pakt schmieden werden, ist genau so ein Fall. So brillant in ihrer Arbeit, dass sie bisher nie aktiv um Geld betteln mussten – die Leute kamen zu ihnen. Aber dieses Modell macht abhängig. Es ist, als würde man als Kapitän darauf warten, dass einem der Wind gnädig ist. Wir wollen ihnen einen verdammten Motor einbauen, damit sie ihren Kurs selbst bestimmen können.


Wir wollen den Besten nicht nur auf die Schulter klopfen. Wir wollen ihnen die Werkzeuge in die Hand geben, mit denen sie die Welt erobern können.



Der Tritt in den Hintern: Was das für dich bedeutet


So, und was sollst du jetzt mit dieser Information anfangen? Du kannst dich nicht für das Fellowship bewerben, wir wählen aus. Aber du kannst etwas viel Wichtigeres tun. Du kannst deine verdammte Denkweise ändern.


  1. Hör auf, auf die Verwaltungskosten zu schielen. Die dümmste Frage, die du einer NGO stellen kannst, ist: "Wie hoch sind eure Verwaltungskosten?" Eine bessere Frage ist: "Wie groß ist euer Hebel? Wie verdammt effektiv seid ihr?" Wenn eine Organisation einen Betrag wie 1.490 Euro für ein professionelles Werkzeug wie unseren Antrags-Booster investiert und damit einen Antrag über 100.000 Euro an Land zieht, war das eine der besten Investitions-Entscheidungen ihres Lebens. Professionalität ist kein Abfallprodukt, sie ist ein Kraftmultiplikator.

  2. Unterstütze die Mutigen. Schau dir die Organisationen an, die verrückte, neue Dinge ausprobieren. Die, deren Pläne nicht in eine Excel-Tabelle passen. Das sind die, die vielleicht die größten Probleme haben, an Fördergelder zu kommen, aber oft die größten Durchbrüche erzielen.

  3. Teile diesen verdammten Artikel. Schick ihn an jeden, der in einer NGO arbeitet. Schick ihn an jeden, der spendet. Schick ihn an jeden, der immer noch glaubt, man könnte die komplexesten Probleme des 21. Jahrhunderts mit den Verwaltungs-Methoden des 19. Jahrhunderts lösen.


Wir bei der Möwen-Crew haben das Geschwafel satt. Wir wollen Taten sehen. Das Fellowship ist unsere Tat. Es ist unser Versuch, den Spieß umzudrehen. Wir wollen die Helden aus den Büros zurück ins Feld holen.


Denn am Ende des Tages wird der Ozean nicht durch perfekt formatierte Anträge gerettet, sondern durch die unermüdliche Arbeit von leidenschaftlichen Menschen. Sorgen wir dafür, dass sie endlich wieder Zeit dafür haben.



Klartext braucht eine starke Crew.

The Ocean Tribune ist zu 100% unabhängig, werbefrei und für alle frei zugänglich. Wir lassen uns von keiner Lobby kaufen, weil wir nur einer Sache verpflichtet sind: dem Ozean.

Das ist nur möglich, weil eine Crew von unerschrockenen Unterstützern hinter uns steht, die diesen Kurs finanziert. Wenn du unsere Arbeit wertvoll findest, dann werde jetzt Teil dieser Bewegung. Jeder Beitrag ist Treibstoff für unsere Mission und sorgt dafür, dass wir weiter die unbequemen Wahrheiten aussprechen können.






Aus der Werkstatt: Vom Problem zur Lösung

Aufklärung ist der erste Schritt. Die Umsetzung der zweite. Wir bei Vita Loom Labs entwickeln die professionellen Werkzeuge und strategischen Prozesse, die Impact-Organisationen dabei helfen, ihre Missionen wirkungsvoller zu machen.

Sie wollen sehen, wie unser strategischer Prozess in der Praxis aussieht? Unsere 'Blueprint Case Study' demonstriert Schritt für Schritt, wie wir aus einer guten Idee einen unwiderstehlichen, förderfähigen Antrag schmieden.




The Ocean Tribune

Wir wissen, was die Ozeane zu sagen haben!

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