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Anatomie eines Schiffbruchs: Warum das Deichmann-Urteil erst der Anfang ist und was die wahren Architekten jetzt tun

  • Barry Birdbrain
  • 15. Okt.
  • 5 Min. Lesezeit
Containerschiff kentert und verliert Schuhe


Barry Birdbrain

Von Barry Birdbrain


Ein Gerichtssaal in Bochum. Mitten im Herzen von Landratten-Country, wo die salzigste Luft vom Pommes-Stand weht. Und von dort, aus diesem staubtrockenen Epizentrum der Ahnungslosigkeit, kam der Schuss, den die ganze Welt gehört hat. Nur die Kapitäne auf den Brücken der großen Konzern-Tanker haben ihn anscheinend mal wieder überhört.


Das Landgericht Bochum hat dem Schuh-Giganten Deichmann ins Logbuch geschrieben, was wir von der Möwen-Crew seit Jahren von den Dächern schreien: Euer Gerede von "Nachhaltigkeit" ist so substanzlos wie eine Fata Morgana in der Wüste Gobi. Ein "grünes Image ohne Substanz". Bumm. Versenkt.


Du sitzt jetzt vielleicht da und denkst: "Schuhe? Barry, wir sind hier, um den Ozean zu retten, nicht um über Fußbekleidung zu philosophieren."


Wenn du das denkst, hast du nichts verstanden. Absolut gar nichts.


Dieser Schuhkarton in Bochum, dieses eine, unscheinbare Urteil ... was das mit einem sterbenden Korallenriff im Pazifik zu tun hat? Ich sage es dir: Alles. Es ist der Anfang vom Ende der größten Lüge unserer Zeit. Und es ist die Geburtsstunde einer neuen Ära. Der Ära der Architekten.



Die unsichtbare Deichmann-Pipeline: Wie dein "nachhaltiger" Sneaker den Ozean vergiftet


Lasst uns mal das Seziermesser ansetzen. Lasst uns diesen "nachhaltigen" Schuh von Deichmann nehmen und ihn aufschneiden wie einen gestrandeten Wal, um zu sehen, was wirklich drin ist. Das Gericht hat gesagt, es fehlen die "konkreten Umweltvorteile". Das ist Juristen-Sprech für: Es ist Bullshit.


Aber warum ist es Ozean-Bullshit? Weil zwischen diesem Schuh und dem Herzen unseres blauen Planeten eine direkte, dreispurige Pipeline des Todes verläuft.



Pipeline 1: Die materielle Seuche (Das, woraus der Schuh gemacht ist)


Dein moderner Schuh ist ein wandelndes Chemielabor. Die Sohle? Oft aus EVA oder Polyurethan. Das ist Plastik. Bei jedem Schritt, den du machst, reiben sich winzige Partikel ab. Forscher vom Fraunhofer-Institut, die wahrscheinlich mehr Spaß auf einer Beerdigung haben als im echten Leben, haben in einer ihrer Studien nachgewiesen, dass Reifenabrieb die größte Einzelquelle für Mikroplastik ist. Aber Schuhsohlen stehen dem in nichts nach. Dieses unsichtbare Gift wird vom nächsten Regen in die Kanalisation, in die Flüsse und dann direkt in den Ozean gespült.


Dein "nachhaltiger" Jogging-Schuh füttert die Fische mit Plastik, bevor er überhaupt dreckig ist.

Und das Leder? Gegerbt mit Chromsalzen und anderen schmutzigen Brühen, die in den Produktionsländern in Asien oft ungeklärt in die Flüsse geleitet werden. Flüsse, die ins Meer münden. Glückwunsch.



Pipeline 2: Der salzige Weg (Das, wie der Schuh zu dir kommt)


Der Schuh wird nicht in Bochum gefertigt. Er wird in Vietnam, China oder Bangladesch zusammengeklebt. Wie kommt er in den Deichmann an der Ecke? Er kommt auf einem der riesigen Containerschiffe, die unsere Ozeane durchpflügen. Die globale Schifffahrt, so schreibt es der International Council on Clean Transportation in seinen Berichten, ist für rund 3% der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Das ist mehr als ganz Deutschland ausstößt. Diese Schiffe verbrennen Schweröl, den dreckigsten, billigsten Bodensatz, den man aus einem Barrel Rohöl kratzen kann. Sie verursachen Unterwasserlärm, der die Kommunikation von Walen zerstört. Sie sind eine tickende Zeitbombe für Ölverschmutzungen. Jeder einzelne "nachhaltige" Schuh kommt als blinder Passagier auf einer schwimmenden Dreckschleuder.



Pipeline 3: Die architektonische Sünde (Das, was den Schuh überhaupt erst erschafft)


Das ist der wichtigste Punkt. Der Punkt, den die meisten Landratten nie verstehen. Der Schuh selbst ist nur das Symptom. Die Krankheit ist die Architektur des Geschäftsmodells.


Wir leben im Zeitalter des linearen Kapitalismus. Das ist ein schickes Wort für ein saudummes System: "Rohstoffe aus der Erde reißen, sie mit viel Energie in ein kurzlebiges Produkt verwandeln, es schnell verkaufen und dann hoffen, dass es möglichst bald kaputtgeht, damit der Kunde ein neues kauft."


Dieses System ist die Maschine, die unsere Ozeane tötet. Das Deichmann-Urteil hat nicht einen Schuh verurteilt. Es hat, ohne es zu wissen, dieses gesamte, bankrotte Betriebssystem angeklagt. Greenwashing ist nicht das Problem. Greenwashing ist der verzweifelte Versuch, das Tosen der leckgeschlagenen Maschinenräume mit ein bisschen schöner Musik zu übertönen. Aber das Schiff sinkt trotzdem.



Raus aus der Werft der Lügen: Die Kunst, ein unversenkbares Schiff zu bauen


Okay, genug Salz in die Wunde gestreut. Du weißt, ich hasse nichts mehr als das Gejammer von Leuten, die nur Probleme sehen. Das Deichmann-Beben ist kein Ende. Es ist eine Chance. Es ist die größte Chance, die wir seit Jahrzehnten hatten.


Es ist die Chance, endlich aufzuhören, die Fassade zu streichen, und anzufangen, das Fundament neu zu gießen. Es ist die Chance, aufzuhören, über Nachhaltigkeit zu reden, und anzufangen, sie zu architektieren.


Was bedeutet das? Es bedeutet, dass die Gewinner der Zukunft nicht die sein werden, die die besten PR-Berater oder die cleversten Anwälte haben, um Greenwashing-Klagen abzuwehren. Die Gewinner werden die sein, die eine so unangreifbare, authentische und in jeder Faser ihres Unternehmens verankerte Nachhaltigkeits-Architektur haben, dass eine Klage dagegen so aussichtslos wäre wie der Versuch, eine Tsunami mit einem Eimer zu stoppen.


Wie baut man so etwas? Indem man sich vier brutale, aber befreiende Fragen stellt. Das ist die Essenz dessen, was die klugen Köpfe in Büchern wie "Blue Ocean Strategy" predigen. Es ist das Seziermesser des Architekten:


  1. Was schmeißen wir komplett über Bord? Welche "heilige Kuh" schlachten wir? Für einen Schuhkonzern könnte das sein: Das Konzept, jedes Quartal eine neue Kollektion herauszubringen.


  2. Was reduzieren wir radikal? Welchen Ballast werfen wir ab? Vielleicht die 50 verschiedenen Grautöne in der Kollektion. Vielleicht die tausenden Kilometer an Transportwegen.


  3. Was drehen wir voll auf? Welchen einen Hebel verstärken wir wie niemand sonst? Vielleicht die radikale, lückenlose Transparenz der Lieferkette, bis hin zum Bauern, der die Baumwolle pflückt.


  4. Was erfinden wir komplett neu? Welches Angebot erschaffen wir, das die Branche noch nie gesehen hat? Vielleicht einen Schuh, der nicht verkauft, sondern abonniert wird. Ein Schuh, der nach einem Jahr zurückgegeben, zerlegt und zu einem neuen Schuh wird. Ein zirkuläres System statt einer linearen Müll-Pipeline.


Wer diese vier Fragen ehrlich beantwortet, betreibt kein Greenwashing. Er schmiedet eine Revolution.

Er baut kein Schiff, das Stürmen ausweicht. Er baut ein Schiff, das durch Stürme navigiert und stärker aus ihnen hervorgeht.



Dein Logbuch: Wirst du kentern oder navigieren?


So, die Sonne geht langsam unter über dem Hafen. Zeit, die Netze einzuholen.


Das Deichmann-Urteil hat den Ozean nicht sauberer gemacht. Aber es hat ein Leuchtfeuer entzündet. Es hat eine rote Linie in den Sand gemalt und gesagt: Bis hierhin und nicht weiter. Die Zeit des billigen Geredes ist vorbei.


Und das betrifft nicht nur Schuh-Konzerne. Das betrifft dich.


Wenn du der Gründer einer NGO oder eines Impact-Startups bist, frag dich: Ist meine eigene Architektur unangreifbar? Oder rede ich auch nur von "gut sein", während meine Serverfarm mit Kohlestrom läuft?


Wenn du ein Konsument bist, frag dich: Bin ich Teil des Problems oder Teil der Lösung? Hör auf, vage Versprechen zu glauben. Werde der nervige Kunde. Frage nach den Beweisen. verlange Transparenz. Dreh den Spieß um.


Wir alle stehen vor der gleichen Wahl, die Deichmann hatte: Entweder wir investieren in eine Fassade aus Lügen, die beim ersten Sturm zusammenbricht, oder wir investieren in eine unangreifbare Architektur aus Wahrheit.

Die Zeit der Fassadenmaler ist endgültig vorbei. Die Zeit der Architekten hat gerade erst begonnen.


Also, was baust du?



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Wollen Sie sehen, wie eine solche architektonische Intervention in der Praxis aussieht? Unsere Fallstudie seziert den Prozess – vom narrativen Vakuum zum unbesiegbaren System.




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