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Das Genfer Schauspiel zum Plastikabkommen: Ein Nachruf auf eine Totgeburt (und warum wir aufhören müssen, auf die Politik zu warten)

  • Kevin Klepto
  • 14. Aug.
  • 4 Min. Lesezeit
judge's gavel


Von Kevin Klepto


Das war's also. Drei Jahre. Drei verdammte Jahre haben sie in klimatisierten Räumen gesessen, an Kaffee genippt und an Kommas gefeilt. Delegierte aus 180 Ländern. Ein Gipfel der Wichtigkeit. Das große, globale Plastikabkommen sollte es werden. Ein historischer Moment. Ein Wendepunkt.


Heute Morgen kam die Nachricht aus Genf: Erneut ergebnislos. Gescheitert. Vertagt. Vielleicht. Irgendwann.


Ich bin schockiert. Absolut schockiert. So schockiert wie ein Seemann, der zusieht, wie das Wasser nass wird. So schockiert wie ein Albatros, der feststellt, dass Plastik scheiße schmeckt.


Es ist ein absurdes Theater. Ein Schauspiel, das wir uns immer wieder ansehen, obwohl wir das Ende längst kennen. Die Deutsche Stiftung Meeresschutz, eine der wenigen, die noch die Kraft haben, Klartext zu reden, hat es auf den Punkt gebracht: Die Verhandlungen wurden blockiert. Von wem? Von den Ländern, die ihr Geld damit verdienen, das schwarze, klebrige Zeug aus der Erde zu pumpen, aus dem wir das Plastik machen, das unseren Planeten erstickt. Russland. Iran. Saudi-Arabien.


Wir haben die Füchse beauftragt, den Hühnerstall zu sichern. Und wir tun jetzt überrascht, dass Federn fliegen.



Der langsame Tod durch Konsens


Hör zu, ich will hier nicht nur auf ein paar ölverschmierte Diktaturen schimpfen. Das Problem liegt tiefer. Das Problem ist das System selbst. Die Idee der globalen Diplomatie ist in einer Welt entstanden, in der die Probleme langsamer waren als ein Segelschiff bei Flaute.


Heute ist die Realität eine andere. Während die Delegierten in Genf über die Definition von "Recyclingfähigkeit" stritten, sind Schätzungen zufolge weitere Millionen Tonnen Plastik die Flüsse dieser Welt hinuntergeschwommen. Während sie über die Fristen für das Jahr 2040 verhandelten, hat sich ein weiterer Seevogel an einem Sixpack-Ring erdrosselt.


Das System ist zu langsam. Zu schwerfällig. Zu anfällig für die konzentrierte, bösartige Macht des Geldes. Es ist ein riesiger, rostiger Supertanker, der drei Seemeilen braucht, um seinen Kurs um ein einziges Grad zu ändern, während vor ihm ein ganzes Riff aus Eisbergen auftaucht.


Wir starren alle auf diesen Tanker und hoffen, dass der Kapitän endlich aufwacht. Aber vielleicht ist es an der Zeit zu akzeptieren: Der Kapitän ist betrunken, eingeschlafen oder bestochen. Dieser Tanker wird seinen Kurs nicht ändern. Nicht rechtzeitig.


Die Rettung wird nicht aus den Konferenzräumen kommen. Sie wird niemals aus den Konferenzräumen kommen.


Die Flotte der Hoffnung


Und jetzt? Resignieren? Aufgeben? Den Kopf in den öligen Sand stecken?


Nein. Wir ändern die verdammte Perspektive. Wir hören auf, auf den rostigen Tanker zu starren. Wir fangen an, auf die hunderte von kleinen, wendigen, schnellen Schiffen zu achten, die um ihn herum bereits im Wasser sind.


Das ist die wahre Hoffnung. Die dezentrale Flotte. Die NGOs, die Forschungsgruppen, die Sozialunternehmen, die Aktivisten. Die Leute, die nicht verhandeln, sondern handeln. Die, die an der Küste stehen, den Dreck sehen und sagen: "Scheiß drauf. Wir fangen jetzt an."


Sie entwickeln neue Methoden, um Mikroplastik zu filtern. Sie organisieren die größten Cleanups der Geschichte. Sie klagen vor Gericht gegen Konzerne. Sie erfinden neue, biologisch abbaubare Materialien. Sie leisten die echte, harte, oft undankbare Arbeit.


Aber diese Flotte hat ein Problem. Sie ist unterfinanziert. Sie ist schlecht ausgerüstet. Jeder Kapitän kämpft für sich allein. Viele von ihnen sind brillante Wissenschaftler oder passionierte Aktivisten, aber sie sind keine strategischen Meister im Seekrieg der Förderanträge.


Wir haben die besten Soldaten der Welt, aber wir schicken sie mit Holzschwertern in eine Panzerschlacht.


Hört auf, auf den König zu warten – Schmiedet Schwerter!


Und das, mein Freund, ist der Punkt, an dem die Wut in Klarheit umschlagen muss. Das Scheitern von Genf ist kein Ende. Es ist ein Startschuss. Es ist der ohrenbetäubende Beweis, dass wir unsere gesamte Strategie ändern müssen.


Hören wir auf, unsere ganze Energie, unsere Hoffnung und unser Geld in die Lobbyarbeit für diese zahnlosen, globalen Abkommen zu stecken. Fangen wir an, die Flotte aufzurüsten.


Was diese Leute an der Front brauchen, ist nicht noch eine Konferenz. Sie brauchen:


  • Professionelle Werkzeuge: Um ihre brillanten Ideen in eine Sprache zu übersetzen, die selbst der müdeste Gutachter versteht.

  • Strategische Klarheit: Um ihre knappen Ressourcen auf die Hebel zu konzentrieren, die die größte Wirkung haben.

  • Finanzielle Munition: Um ihre Arbeit machen zu können, ohne 80% ihrer Zeit mit Fundraising zu verbringen.


Das ist die neue Front. Die Befähigung. Das "Enablement".


Die Zukunft liegt nicht darin, die Politik zu überzeugen. Die Zukunft liegt darin, so verdammt gut, effektiv und professionell zu werden, dass die Politik uns nicht mehr ignorieren KANN.

Hör auf, nach Genf zu schauen. Schau dich um. Finde die kleine, wütende NGO in deiner Nähe, die einen Unterschied macht. Finde die Organisation, die nicht nur redet, sondern baut. Und dann gib ihnen nicht nur eine Spende. Gib ihnen die Mittel, um zu einer Waffe zu werden.


Die Diplomaten hatten ihre Chance. Jetzt sind die Macher an der Reihe.



Klartext braucht eine starke Crew.

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