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Portugal: Schifffahrtsmuseum Ílhavo & Schiffsmuseum Santo André

  • Brenda Beachbum
  • 8. März
  • 12 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 6. Aug.

Museum außen

Von Brenda Beachbum


Ahoi, Meeresfreund und Landratte! Auf zu neuen Ufern – ab ins Museum!


Hattest du jemals das dringende Bedürfnis verspürt, dem Alltagstrott zu entfliehen, ohne gleich in ein U-Boot zu steigen und mit den Tiefseeanglern kuscheln zu müssen? Dann mal Leinen los und volle Kraft voraus nach Portugal! Genauer gesagt, nach Ílhavo, einem charmanten Fleckchen Erde im Norden Portugals, Bezirk Aveiro. Dort wartet nämlich ein Abenteuer, das so aufregend ist wie der Fund eines ganzen Piratenschatzes – nur ohne die lästige Seekrankheit und mit deutlich mehr Wissensvermittlung: Das Schifffahrtsmuseum von Ílhavo (MMI) und sein Museumsschiff Santo André! Und Santo André kann unter freiem Himmel und auf der Ria bestaunt werden.




Ja, du hast richtig gelesen, ein Schifffahrtsmuseum. Klingt erstmal so prickelnd wie Tang im Salat? Falsch gedacht! Dieses Museum ist kein verstaubter Goldschatz alter Schiffspläne, bei denen man schneller einschläft als beim Anblick einer Seegurke. Es ist ein lebendiger Ort, der uns zeigt, dass das Meer nicht nur ein großer, blauer Mülleimer ist, sondern eine Bühne für unglaubliche Geschichten, harte Arbeit und jede Menge Abenteuer.


Die Geschichte des Museums selbst ist schon fast so abenteuerlich wie die eines alten Seebären. Gegründet wurde das Museum am 8. August 1937. Ja, ihr habt richtig gehört, 1937! Das ist länger als so manche Ehe in Hollywood hält.


Und das Ganze begann mit einer Gruppe von Museumsliebhabern – quasi die „Avengers“ der maritimen Geschichte von Ílhavo.

Die hatten eine Vision, einen Ort der Erinnerung zu schaffen, und zwar für die Menschen von Ílhavo. Zuerst war das Museum eher regional und ethnografisch ausgerichtet, was so viel heißt wie: „Hier sind Dinge, die wir in Ílhavo cool finden!“.


Aber wie das so ist mit dem Meer und den Gezeiten, alles verändert sich. Im Jahr 2001 bekam das Museum ein fulminantes Makeover. Es zog in ein brandneues, schickes Gebäude um, entworfen von den Architekten ARX Portugal. Modern, stilvoll, quasi das „Hausboot“ unter den Museen. Und als wäre das nicht genug, bekam das Museum im selben Jahr auch noch sein eigenes Museumsschiff: die Santo André, ein ehemaliger Kabeljau-Trawler, der unter freiem Himmel prangt und zum Bestaunen einlädt.


Das Museum wuchs und gedieh, wie eine Alge im warmen Wasser. Im Jahr 2012 wurde die Forschungs- und Unternehmenseinheit CIEMar-Ílhavo gegründet. Es ist eine Untereinheit des Schifffahrtsmuseums. Mithilfe seiner Stärken führt es einen wissenschaftlich-kulturellen Forschungsauftrag aus, um das museale und redaktionelle Projekt des Museums zu bereichern und zu erneuern.


Und als ob das Museum nicht schon genug Attraktionen hatte, wurde 2013 ein Kabeljau-Aquarium eröffnet! Ja, ein Aquarium, das sich dem Kabeljau gewidmet hat!


Wer hätte gedacht, dass dieser Fisch mal zum Star einer eigenen Unterwasser-WG wird?

Und als ob der Kabeljau nicht schon genug religiöse Verehrung erfahren hatte (Stichwort: Fischstäbchen), wurde 2021 auch noch ein Zentrum für maritime Religiosität eröffnet. Hier wird das spirituelle Erbe rund ums Meer zusammengetragen. Denn wer auf See unterwegs ist, der weiß: Manchmal hilft nur noch Beten (oder ein sehr, sehr guter Kapitän).


Heute ist das Schifffahrtsmuseum von Ílhavo ein einzigartiges maritimes Gesamtkunstwerk. Es bewahrt Erinnerungen an die maritime Kultur und Erinnerungen an die harte Arbeit auf See der Portugiesen auf. Museum, Aquarium, Forschungseinheit, Zentrum für maritime Religiosität und das Museumsschiff Santo André – das alles zusammen ist das MMI. Ein Ort für alle, die das Meer lieben und verstehen wollen. 


Das Museum ist ein Denkmal für die enge Verbindung zwischen Ílhavo und dem Meer, und der Ria de Aveiro, einer flachen Küstenlagune von beeindruckender Schönheit, welche für ihre Biodiversität und Kanäle bekannt ist. Sie dehnt sich auf etwa 45 Kilometern aus und stellt ein sehr wichtiges Feuchtgebiet dar.


Ria de Aveiro
Abbildung 1

Der Kabeljaufang in den fernen Gewässern Neufundlands und Grönlands, die geschäftlichen Aktivitäten in der Ria und die „Diaspora“ der Menschen aus Ílhavo entlang der portugiesischen Küste – das sind die wichtigsten Themen des Museums. Jedes Thema hat seine eigene Dauerausstellung, in der Besucher auf Spurensuche in der jüngeren Vergangenheit gehen können.


Vergiss Indiana Jones, hier bist du auf den Spuren echter Seefahrer!

Das Schifffahrtsmuseum von Ílhavo verfügt über fünf Dauerausstellungen, jede einzelne dem Thema Schifffahrt gewidmet und voller einzigartiger Sammlungen, die zum maritimen Erbe gehören.


Im Untergeschoss, quasi der „Kajüte“ des Museums, finden sich zwei besonders spannende Ausstellungen:


  • Der Raum „Faina/Kapitän Francisco Marques“ widmet sich dem Kabeljaufang mit Ruderbooten. Ja, Ruderboote! In Zeiten von Mega-Containerschiffen kaum vorstellbar, oder?


  • Und der Raum „Ria“ zeigt die agromaritimen Aktivitäten in der Ria de Aveiro. Agromaritim? Das ist, wenn Landwirtschaft und Meer Hand in Hand arbeiten – quasi Bauern und Fischer in trauter Eintracht.


Der Kabeljaufang, das war vielleicht das letzte große Abenteuer der Portugiesen auf See. Um dieses Abenteuer zu erleben oder wieder aufleben zu lassen, muss man den Raum „Faina Maior“ im Schifffahrtsmuseum von Ílhavo besuchen. Diese Hauptausstellung des Museums zeigt den Kabeljaufang mit der Langleine, wie er im 19. und 20. Jahrhundert von portugiesischen Männern und Schiffen betrieben wurde. Eine faszinierende und fast schon sagenumwobene Geschichte voller Drama und Heldentum. Die Ausstellung ist ein Denkmal für die Kabeljaufischerei mit Langstreckenschiffen – ob reine Segelboote, Segelboote mit Hilfsmotoren oder Motorschiffe. 


Sie spricht alle Sinne an und ist sowohl Erinnerung als auch Hommage an all die Gemeinschaften, die Männer für die „große Fischerei“ stellten. Im Jahr 2002 wurde die Ausstellung Kapitän Francisco Marques gewidmet, dem letzten Kapitän des Loggers Creoula und von 1999 bis 2001 Direktor des Schifffahrtsmuseums von Ílhavo. Die Ausstellung kombiniert echte Ausstellungsstücke mit modernen Medien und anderen pädagogischen Hilfsmitteln.


Die Atmosphäre ist mythisch und fesselnd, perfekt für eine kleine „Seereise“ – ob auf einem Segelboot oder in einem Dory, einem kleinen, wackeligen Ein-Mann-Boot.

Das Herzstück des Raumes ist eine wunderschöne Kabeljau-Jacht, gebaut von ehemaligen Schiffsbauern aus Holz. Ein lebensgroßes Modell eines typischen Schiffes aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts. Man kann sogar an Bord gehen und die „Hardware“ dieser beeindruckenden Schiffe anfassen. Im linken Flügel des Raumes sind die Unterdeckräume des Schiffes dargestellt. Der rechte Flügel des Raumes erzählt die Geschichte einer Reise: Von der Vorbereitung und Abfahrt des Schiffes, über die harte Arbeit in den Dorys, bis zur lang ersehnten Rückkehr.


Das RIA Zimmer 


DU betretest einen brillant gestalteten Raum, der sich so luftig und hell anfühlt wie ein perfekter Sommertag an der Küste. Stell dir vor: Du gehst hinein und BÄM! Da stehst du Auge in Auge mit elf – ja, du hast richtig gelesen, ELF – lebensgroßen Booten. Das sind keine gewöhnlichen Boote (zum Glück, denn Seekrankheit in einem Museum ist einfach nur peinlich). Das sind die echten Schiffe, die einst auf den Wellen der Ria (Ria = Lagune) tanzten, und in deren Planken jeweils eine Geschichte eingraviert ist.


Stell es dir wie ein maritimes Familientreffen vor, bei dem Boote aller Formen und Größen zusammenkommen, um ihre seefahrerische Prahlerei zur Schau zu stellen. Hier siehst du ein „Moliceiro“ und die „Mercantel“ (oder „Saleiro“), die Großväter der Flotte, groß und mächtig, ganz klar die Geschichtenerzähler der Truppe. Aber warte, da gibt es noch mehr! Zwischen diesen Giganten sind die kleineren, pikanteren Cousins eingequetscht: das „Erveira-Boot Canelas“ (einprägsamer Name, oder?), die „Fischer- und Freizeit-Schrotflinten“ (okay, vielleicht nicht so einprägsam), die „Chincha“, die „Matola“ und die „Patacha“.


Und für einen Hauch sportlicher Eleganz zeigt sich ein Segelboot der „Vouga“-Klasse

– anscheinend ist es das Supermodel der Bootswelt der Ria de Aveiro.


Dies sind nicht einfach nur hübsche Boote, die ziellos auf dem Wasser treiben (weil sie ja in einem Museum sind und nicht auf dem Wasser treiben können). Jedes von ihnen ist ein Zeugnis einer vergangenen Ära, eine schwimmende Enzyklopädie wirtschaftlicher Aktivitäten. Anscheinend wussten die Leute hier, wie man die einheimischen Fische anbaggert und sie mit Stil an Land zieht! Und vergessen wir nicht den Schiffbau selbst, denn irgendjemand musste diese nautischen Meisterwerke ja erschaffen, oder? 


Vessels

Muschel & Seetangzimmer


Im oberen Atrium des Museums, ist das Licht getaucht wie in einer Art Muschelhimmel, und du erblickst das Heiligtum der Wissenschaft: die Malakologie- und Algotheca-Sammlung. Ich weiß, was du jetzt denkst: „Malaco-was-jetzt?“ Keine Angst. Malakologie ist, um es einfach auszudrücken, die äußerst ernsthafte Lehre von Weichtieren – denken wir an Schnecken, Muscheln und all diese tollen Tierchen mit Schalen. 


Und die Algotheca-Sammlung? 

Die Algotheca ist Américo Teles‘ persönliche Ode an die Algen. Ja, Algen! Anscheinend war dieser Kerl, der ebenso Gründer des Museums ist, völlig hingerissen von der Schönheit der Algen (wer hätte gedacht, dass Algen schön sein können?). Ab Ende der 1940er Jahre begann er, diese Meerespflanzen zu sammeln, vorzubereiten und zu konservieren. Jedes Exemplar wird sorgfältig analysiert, nach Familie, Gattung und Art identifiziert und mit Details zu Herkunft, Datum und dem Namen des Sammlers und Identifizierers katalogisiert. Es ist sozusagen eine botanische Biografie der Algen.

Américos Liebe zu Algen war so groß, dass er sogar Exemplare an andere Museen und an Jacques Cousteau selbst verschenkte! 1979 erhielt Cousteau einige Algen-Souvenirs, die heute im Ozeanographischen Museum von Monaco ausgestellt sind.


Das ist wirklich Algen-Jetset! 

Ausstellung: Zimmer der Meere 


Diese Ausstellung ist im Grunde ein Liebesbrief – ein leicht feuchter, nach Seetang riechender Liebesbrief – an die portugiesische Berufung zur Seefahrt. Sie tauchen tief (Wortspiel beabsichtigt!) in die epische Saga der Ílhavos-Leute ein, dieser legendären Küstenwanderer.


Anscheinend waren diese Leute so etwas wie der ursprüngliche Meeresfrüchte-Lieferservice, der die Küste rauf und runter lief und sich dort niederließ, wo die Fische anbissen.

Das ist Hingabe an ihr Abendessen! Und jetzt kommt's: Ihre Fähigkeiten im Fischen und im Schiffbau waren nicht nur gut – sie sind „historisch dokumentiert“. Wir sprechen von ernsthaften, verstaubten Beweisen. Tatsächlich ist es so tief verwurzelt, dass es laut lokalen und regionalen Ethnologen „mythische Ausmaße“ annimmt. Mythische Fischer? Klingt nach unseren Helden! Vergiss Herkules, gib mir einen Kerl, der mit einem Kabeljau ringen kann!


Jetzt reden wir über Schiffe, denn in Portugal sind Schiffe nicht einfach nur Boote, sie sind praktisch Nationaldenkmäler auf Pontons. In der Sala dos Mares steht das Schiff im Mittelpunkt, wie ein Superstar aus Seemannsgarn. Ausgestellt werden alle möglichen Modellschiffe, von denen, die im Zeitalter der Entdeckungen mutig dorthin fuhren, wo noch kein Portugiese zuvor gewesen war (denk an Karavellen, nicht an Kreuzfahrtschiffe!), bis zu den robusten Bottichen, die in eisigen Gewässern auf der Suche nach Kabeljau kämpften. 


Aber die wahren Helden der Heimmannschaft? Die Küstenfischerboote! Du kannst Modelle dieser traditionellen Schönheiten bestaunen. Und falls, du an Geographie interessiert bist (oder dich nicht orientieren kannst), gibt es eine Karte der portugiesischen Küste, auf der man genau sehen kann, wo sich dieser maritime Wahnsinn abgespielt hat. Und für den technisch versierten Freibeuter gibt es sogar eine digitale Infotafel.


Denn selbst erfahrene Seebären wissen heutzutage einen guten Touchscreen zu schätzen.

Wenn du dich weiter in diese Schatzkammer maritimer Wunder wagst, stößt du im rechten Flügel des Raumes auf ein Heiligtum des nautischen Know-hows! Hier werden die Köpfe hinter den Muskeln gefeiert, die Fischer und Seeleute, die nicht nur Glück hatten, sondern auch schlau waren! Von der Antike bis heute ist dies eine Schauvorstellung von Navigationsinstrumenten und -techniken. Wir sprechen von Jahrhunderten gebündelter Weisheit, einem herrlichen Mashup aus Wissenschaft und „Ich schwöre, ich habe einen Stern gesehen, der wie ein Fisch aussah“-Erlebnis. Von der altmodischen Sternenbeobachtungsnavigation bis zu den elektronischen Geräten ist alles da. Es ist, als würde man sagen: „Seht her, wir sind nicht einfach ziellos umhergetrieben, wir wussten tatsächlich (größtenteils), wohin wir fuhren!“


Kunstraum


Das Meer war und bleibt eine Quelle der Inspiration.

Und da es in Portugal nicht nur um harte Arbeit und historische Heldentaten geht, erinnern sie sich auch an die sanftere Seite des Meeres: Inspiration! Die Ausstellung erinnert uns sanft daran, dass das Meer seit Jahrhunderten wie eine riesige, blaue, wässrige Muse für Künstler aller Art ist. Anscheinend hat jede erdenkliche Art künstlerischen Ausdrucks ihre Zehen oder Pinsel in den Inspirationspool des Ozeans getaucht.


Denken wir an dramatische romantische Maler, die versuchten, das Meer in einem Wutanfall einzufangen – alles stürmisch und angespannt. Dann kamen die Naturalisten, die die Dinge etwas beruhigten und das Meer in seinem „charmanten und bukolischen Charakter“ malten. 


Im Grunde wurde das Meer in der Kunstwelt vom launischen Teenager zum entspannten Yogalehrer!

Und langsam begannen hinterhältige Menschen, sich in diese Meereslandschaften einzuschleichen. Es ging nicht mehr nur um Wellen, plötzlich ging es um die Leute, die mit diesen Wellen rangen (vermutlich um Sardinen).

Boote, Netze, salzige Gesichter, das geschäftige Treiben in Fischerdörfern – diese wurden zu den Rockstars der portugiesischen naturalistischen Kunst und Skulptur. Es ging ihnen um das „Meer der Arbeit“ und darum, den Sweet Spot zwischen Mensch und Natur zu finden. Betrachtet es als künstlerische Instagram-Filter für das echte Leben, die das „Gleichgewicht zwischen natürlicher Schönheit und der Einfachheit des Lebens“ einfangen. Klingt idyllisch, oder? Besonders im Vergleich zum echten Fischen.


Schneller Vorlauf zum „Sommermeer“, denn selbst hart arbeitende, das Meer liebende Nationen brauchen Urlaub! Plötzlich diente das Meer nicht mehr nur dazu, das Abendessen zu fangen; es wurde zur Therapie, Freizeitgestaltung und für Postkarten verwendet! Maler begannen, erstklassige Strandplätze auf „schönen Postkarten“ zu verewigen. Denn nichts sagt mehr „Wäre schön, wenn du hier wärst“ als ein Bild von jemand anderem, der sich entspannt, oder?


Während die Spätnaturalisten auf sanfte Farben und traditionelle Stimmungen setzten (man denke an alte Strandposter), entschieden sich die Modernisten des frühen 20. Jahrhunderts, die Dinge aufzurütteln. Kräftige Farben, „disruptives Denken“ (in künstlerischer Hinsicht, wahrscheinlich nicht als tatsächlicher Verstoß gegen das Seerecht) und BÄM! Die Meereskunst wurde energisch, lebendig und unbestreitbar „mit einem Hauch von Kühnheit und Vielfalt“.


Im Grunde wurde das Meer einem modernen Makeover unterzogen und seine ruhige Strickjacke gegen einen bunten Neoprenanzug eingetauscht.

Schiffsmuseum Santo André


Von der Fischfabrik zum schwimmenden Museum: Der epische Glanz der Santo André.

Stell dir folgendes vor: Du bist ein Boot, richtig? Und nicht nur irgendein Boot, sondern ein Museumsboot. Klingt toll, nicht wahr? Nun, die Santo André hat nicht angefangen, um Champagner zu schlürfen und mit Touristen zu verkehren. Oh nein. Dieses Schiff war ein Arbeiterschiff. Betrachtet es als das maritime Äquivalent eines Arbeiterkomikers – bodenständig, ein bisschen rau, aber mit einer Geschichte zu erzählen.


Santo Andre
Abbildung 2

Diese große alte Dame, ein „Seitentrawler“ (oder wie die coolen Kids im Schiffsbau sie anscheinend nannten, ein „Klassiker“ – weil „Seitentrawler“ einfach nicht extravagant genug war), wurde im Jahr 1948 in Holland vom Stapel gelassen. Sie wurde für die Aveiro Fishing Company gebaut und sollte die Beyoncé unter den Fischereifahrzeugen werden. Wir sprechen hier von einem hochmodernen Schiff (für 1948, wohlgemerkt!), das stolze 71,4 Meter lang ist und einen Fischraum hat, der so groß ist, dass er ZWANZIGTAUSEND Doppelzentner Fisch aufnehmen kann! Falls du mit den „altmodischen Fischmaßen“ nicht vertraut bist: Das ist im Grunde ein Berg Kabeljau. Genug Kabeljau, um eine kleine Armee zu ernähren … oder zumindest eine sehr große Familie für sehr lange Zeit. Ihre Mission? Kabeljau mit diesen ausgefallenen „Schleppnetztechniken“ aufzusaugen – stellt euch einen riesigen Unterwasserstaubsauger vor, aber für Fische.


Und jetzt spulen wir vor in die nicht mehr so coolen 1980er Jahre. Plötzlich wird jeder ganz wählerisch, wo er fischen will.


„Ausländische Gewässer? Non! Nein! Não!“ Das Angelfest war offiziell vorbei.

Das bedeutete, dass die portugiesische Fischereiflotte schneller schrumpfen musste als eure Jeans nach dem Thanksgiving-Dinner. Viele Schiffe? Sagen wir einfach, sie gingen auf den großen Schrottplatz im Himmel (oder, wahrscheinlicher, wurden zu etwas weniger Glamourösem eingeschmolzen, wie vielleicht Büroklammern).


Auch die arme Santo André sah einer fischfreien Zukunft entgegen. Der 21. August 1997 – notiere ihn im Kalender, denn für unsere salzige Heldin war es fast vorbei. Der Abriss stand bevor. Aber haltet euch fest, denn hier bekommt die Geschichte eine Wendung, die einer Telenovela würdig wäre!


Irgendjemand hatte irgendwo eine brillante Idee! „Moment mal!“, riefen sie (wahrscheinlich mit dramatischer Umklammerung eines Fischernetzes). „Santo André ist nicht nur irgendeine alte Rostlaube! Sie ist eine Legende! Wir können nicht zulassen, dass sie zu ... Schrott wird!“ Und so entstand ein heroisches Duo: Herr António do Lago Cerqueira, der Schiffseigner (wahrscheinlich ein Mann, der leicht nach Meer und Abenteuer roch) und die stets vernünftige Gemeinde von Ílhavo.


Gemeinsam, wie Batman und Robin, aber mit mehr maritimen Kenntnissen, schmiedeten sie einen Plan!

"Lasst uns ein Museum daraus machen!", riefen sie! (Wahrscheinlich gingen Konfettikanonen los. Vielleicht.) Und so wurde der Traum eines jeden wahr, der sich jemals auf hoher See auf die Jagd nach Kabeljau gemacht hat (und dabei wahrscheinlich gegen die eine oder andere Monsterwelle gekämpft hat). Santo André war gerettet! Sie würde nicht als recycelte Getränkedose enden. Stattdessen würde sie ein fantastisches Makeover und eine brandneue Karriere bekommen!


Unsere ehemalige Fischfabrik hat also ein ganz neues Leben bekommen. Sie hängt in Ílhavo herum, zeigt ihren, ähm, Vintage- Charme und bringt Jugendlichen (und neugierigen Erwachsenen) alles über die wilde und verrückte Welt des Kabeljaufischens bei. Betrachtet es als „Kabeljaufischen 101“, unterrichtet von einem Professor, der es tatsächlich erlebt hat. Sie ist da, um uns an all die tapferen Seeleute zu erinnern, die ein halbes Jahrhundert auf dem Meer verbrachten, gegen die Elemente kämpften und mit Netzen voller glitschiger, schleimiger Fische rangen. Das Schiff ist nicht nur ein Museumsschiff, sie ist ein Zeugnis einer vergangenen Ära und der Beweis, dass selbst alte Seebären neue Tricks lernen können!


Mein tiefer Einblick in dieses Schifffahrtsmuseum und das Museumsschiff war alles andere als langweilig. Es ist ein Ort, an dem Boote Charakter haben, Muscheln Hintergrundgeschichten und sogar Seetang seinen großen Auftritt hat.


Wenn du dich jemals nach einer Dosis salziger Geschichte und skurriler Meeresbiologie sehnst, setze die Segel nach Ílhavo. Vielleicht verliebst du dich Hals über Kopf in die unerwarteten Wunder des Meeres – so wie Américo Teles es mit seinen geliebten Algen tat. Und wer weiß, vielleicht siehst du dann Muscheln sogar in einem ganz neuen Licht … vielleicht als potenzielle Kastagnetten?


Galerie

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Bis zum nächsten Mal, und halte deinen Kompass auf die faszinierenden Grenzen unserer Ozeane ausgerichtet!


Hier erfährst du mehr: Website Schifffahrtsmuseum



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Bildquellen:

Abbildung 1: Vitor Oliveira from Torres Vedras, PORTUGAL, CC BY-SA 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>, via Wikimedia Commons

Abbildung 2: Vitor Oliveira from Torres Vedras, PORTUGAL, CC BY-SA 2.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0>, via Wikimedia Commons

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