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Die Tiefsee: Mehr unbekannt als bekannt – und verdammt tief

  • Patricia Plunder
  • 12. Dez. 2024
  • 8 Min. Lesezeit

Aktualisiert: vor 2 Tagen

Octopus im Interview

Von Patricia Plunder


Stell dir vor, du steigst in ein U-Boot. Nicht so ein schickes Touristen-U-Boot, sondern eins, das wirklich was aushält. Denn wir reden hier von Tiefen jenseits von 200 Metern – das ist die sogenannte Tiefsee , die etwa 95% des globalen Ozeanvolumens ausmacht! Ja, du hast richtig gelesen: 95%! Der Strandurlaub am Mittelmeer ist da eher wie ein Planschbecken im Vergleich zum Schwimmbad.



Und was erwartet uns da unten? Nun, zunächst mal: Druck. Viel Druck. In den tiefsten Tiefseegräben, wie dem Marianengraben, herrscht ein Druck von über 1.000 Bar . Das ist, als würde man das Gewicht von etwa 50 Jumbo-Jets auf einen Quadratmeter quetschen. Schon beim Gedanken daran bekommt man Platzangst, oder? Aber keine Sorge, wir bleiben im U-Boot.


Ökosysteme der Tiefsee: Bizarr, wunderschön und unglaublich vielfältig


Die Tiefsee ist nicht einfach nur dunkle Brühe. Sie ist ein Mosaik aus faszinierenden Ökosystemen, die so unterschiedlich sind wie eine WG voller Exzentriker. Lass uns mal ein paar WG-Bewohner, äh, Ökosysteme kennenlernen:


Die Epipelagische Zone: (Bis 200 Meter)

Nenne es die „Sonnenlicht-Zone“, nenne es die „Photische Zone“... ich nenne es einfach die „Party-Zone“! Stell dir vor, du bist auf einer endlosen Pool-Party, aber der Pool ist der gesamte verdammte Ozean! Von der Oberfläche bis etwa 200 Meter Tiefe ist hier das „Who is Who“ der Meereswelt.


Warum? Weil hier die Sonne scheint! Ja, richtig gelesen. Sonnenlicht im Ozean. Das bedeutet, dass Pflanzen – in Form von winzigem Plankton und Algen – Photosynthese betreiben können. Das ist wie der Grundstein für das ganze ozeanische Food-Festival.


Hier tummeln sich:


  • Plankton: Die winzigen Party-Crasher, von denen irgendwie alle leben.

  • Algen: Die DJs der Party – sie legen die Grundlage für alles.

  • Quallen: Die wabbeligen, aber irgendwie coolen Tanzpartner. Achtung, Nesselsuchtgefahr!

  • Thunfische, Haie, Delfine: Die VIPs der Party. Sie sind schnell, sie sind schick, und sie haben definitiv einen Tisch reserviert.


Kurz gesagt, die epilagische Zone ist der Ort im Ozean, wo die Sonne scheint, das Essen wächst und die Party steigt. Wer braucht schon einen Strandurlaub, wenn man hier mittendrin sein kann? (Okay, vielleicht doch einen Strandurlaub. Aber du verstehst, was ich meine!)



Die mesopelagische Zone: (200 - 1.000 Meter)

Okay, Party vorbei. Wir tauchen tiefer ein, in die „Dämmerungs-Zone“ oder wie ich sie liebevoll nenne, „Twilight-Zone 2.0: Fisch-Edition“ . Von 200 bis 1.000 Metern Tiefe ist es hier... anders.


Die Sonne? Ähm, die hat sich verabschiedet. Stattdessen haben wir „Dämmerlicht“ – auch so, als würdest du in einem schummrigen Club um 3 Uhr morgens tanzen. Die Stimmung ist... mysteriös.


Hier ist es nicht mehr so ​​sehr „Primärproduktion“ (ausgefallenes Wort für Pflanzenwachstum), sondern eher „Sekundär-Grusel“. Heterotrophe Bakterien sind die Könige und Königinnen der Party (die du nicht sehen kannst, weil es so dunkel ist).


Aber es gibt auch Tiere! Eigenartige, faszinierende, manchmal leicht beängstigende Tiere:


  • Schwertfische: Die coolen Einzelgänger in Lederjacken des Ozeans.

  • Kalmare: Die Meister der Tarnung und die Experten für überraschende Tinten-Angriffe.

  • Steinbeißer & Tintenfische (einige Arten): Die „Locals“, die wissen, wo die besten dunklen Ecken sind.


Und das Beste (oder Gruseligste?): Biolumineszenz! Viele dieser Kreaturen leuchten im Dunkeln! Stell dir das wie eine Unterwasser-Disco mit lebenden, leuchtenden Lichtern vor. Ziemlich cool, aber auch irgendwie... spukig.


Einige dieser Dämmerungs-Gestalten sind übrigens clevere Nachtschwärmer. Sie kommen nachts hoch in die Epipelagische Zone, um sich den Bauch vollzuschlagen, wenn die Party dort am wildesten ist, und verschwinden dann wieder in ihre dunkle, gemütliche Zone, wenn die Sonne aufgeht. Wie ein nächtlicher Food-Truck-Run, nur eben für Fische.


Pelagic zones

Die bathy pelagische Zone (1.000 - 4.000 Meter):

Hier beginnt die „Mitternachtszone“. Sonnenlicht? Fehlanzeige. Dafür gibt es Biolumineszenz! Das ist wie eine natürliche Disco unter Wasser. Viele Tiefseefische und -organismen erzeugen ihr eigenes Licht, um Partner anzulocken, Beute zu fangen oder sich zu tarnen. Denk an den Anglerfisch mit seiner leuchtenden Angel – der perfekte Tinder-Opener in der Tiefsee. Die Dichte an Lebewesen nimmt in dieser Zone langsam ab, aber es tummeln sich immer noch erstaunliche Kreaturen.



Die abyssopelagische Zone (4.000 - 6.000 Meter):

Jetzt wird's richtig tief. Hier herrscht ewige Dunkelheit und Kälte. Der Druck ist enorm, und die Nahrung wird knapp. Trotzdem gibt es Leben! Vor allem wirbellose Tiere wie Seesterne, Schlangensterne und Tiefseekorallen haben sich an diese extremen Bedingungen angepasst. Stell dir vor, du müsstest in einer WG wohnen, in der es nie Essen gibt und die Heizung kaputt ist – aber hey, immerhin hast du Seesterne als Mitbewohner!



Die hadopelagische Zone (tiefer als 6.000 Meter):

Willkommen im Marianengraben und Co.! Hier sind wir am Boden angekommen – im wahrsten Sinne des Wortes. Die hadopelagische Zone umfasst die Tiefseegräben, die bis zu 11.000 Meter tief sein können. Das ist tiefer als der Mount Everest hoch ist! Lange Zeit dachte man, hier gäbe es kein Leben. Falsch gedacht! Wissenschaftler haben erstaunliche Lebensformen entdeckt, darunter Einzeller, Amphipoden und sogar Fische , die dem enormen Druck trotzen. Diese Tiere sind absolute Überlebenskünstler – die Punks der Tiefsee, wenn man es so will.


Hydrothermale Quellen: Mitten in dieser kalten, dunklen Welt gibt es brodelnde Oasen. Hydrothermale Quellen sind Stellen, an denen heißes, mineralreiches Wasser aus dem Meeresboden austritt. Diese „Schwarzen Raucher“ und „Weißen Raucher“ sind Hotspots des Lebens in der Tiefsee. Chemosynthetische Bakterien nutzen die chemische Energie aus dem austretenden Wasser und bilden die Basis einer Nahrungskette, die gigantische Röhrenwürmer, Krebstiere, Muscheln und andere bizarre Lebewesen ernährt. Hydrothermale Quellen sind wie die angesagtesten Clubs der Tiefsee – immer was los, und die Stimmung ist heiß!


Kaltwasserkorallenriffe: Korallenriffe, denkst du jetzt an tropische Paradiese mit bunten Fischen? Falsch gedacht! Es gibt auch Kaltwasserkorallenriffe in der Tiefsee. Sie wachsen langsam, sind extrem empfindlich und bilden komplexe Ökosysteme, die vielen Tiefseearten als Lebensraum dienen. Diese Riffe sind wie die antiken Bibliotheken der Tiefsee – voller Wissen, Geheimnisse und unschätzbaren Werten.



Die Bedrohung aus der Tiefe – Tiefseebergbau und -fischerei


Deep Sea Mining
Abbildung 1

So faszinierend und geheimnisvoll die Tiefsee auch ist, sie ist bedroht. Und zwar nicht von fiesen Tiefsee-Monstern (die gibt's vermutlich eher in Filmen), sondern von uns Menschen. Genauer gesagt durch Tiefseebergbau und Tiefseefischerei.



Tiefseebergbau: Der Goldrausch unter Wasser

Die Tiefsee ist reich an wertvollen Mineralien und Metallen, die für unsere moderne Technologie unerlässlich sind. Denkt an Kobalt, Nickel, Kupfer und Manganknollen. Diese Rohstoffe sind begehrt für Batterien, Elektronik und grüne Technologien. Das Problem: Um an diese Schätze zu gelangen, müssen gigantische Saugbagger und Roboter geschickt auf den Meeresboden gebracht werden. Und das hat verheerende Folgen für die empfindlichen Tiefsee-Ökosysteme.


Zahlen und Fakten zum Tiefseebergbau, die dir die Suppe versalzen:


Schadensfläche: Eine einzige Bergbauoperation kann eine Fläche von mehreren Quadratkilometern Meeresboden zerstören. Studien zeigen, dass es Jahrzehnte oder sogar Jahrhunderte dauern kann, bis sich diese Gebiete überhaupt ansatzweise erholen – wenn überhaupt.


Sedimentwolken: Die Bergbaugeräte wirbeln riesige Sedimentwolken auf, die sich kilometerweit verbreiten können und das Leben im Wasser beeinträchtigen. Diese Wolken können die Nahrungsaufnahme von Filtern stören und sogar die Photosynthese von Algen in oberen Wasserschichten beeinflussen (ja, auch bis nach oben!).


Lärmbelästigung: Die lauten Geräusche der Bergbaugeräte stören die Kommunikation und Orientierung von Tiefseetieren, von denen viele auf Schall angewiesen sind. Stell dir vor, du willst in Ruhe ein Nickerchen machen und nebenan hämmert jemand mit einem Presslufthammer – nur eben unter Wasser und für Tiefseetiere.


Biodiversitätsverlust: Viele Tiefseearten sind endemisch, das heißt, sie kommen nur in bestimmten Regionen vor. Die Zerstörung ihres Lebensraums durch Bergbau kann zum Aussterben ganzer Arten führen, bevor wir sie überhaupt entdeckt und erforscht haben. Und das wäre wirklich tragisch, denn wer weiß, welche Geheimnisse und Wunder wir damit für immer verlieren.



Tiefseefischerei: Netze des Grauens
Trawler

Auch die Tiefseefischerei ist eine massive Bedrohung für die Tiefsee. Hier werden riesige Schleppnetze über den Meeresboden gezogen, die alles zerstören, was im Weg ist – Kaltwasserkorallenriffe inklusive. Und das Schlimme ist: Viele Tiefseefische wachsen langsam, werden spät geschlechtsreif und leben sehr lange. Sie sind extrem anfällig für Überfischung, und ihre Bestände erholen sich nur sehr langsam.



Zahlen und Fakten zur Tiefseefischerei, die dich zum Nachdenken bringen:


Beifang: Die Tiefseefischerei hat einen enorm hohen Beifanganteil. Das bedeutet, dass in den Netzen nicht nur Zielarten landen, sondern auch unzählige andere Tiere, die dann als „unerwünscht“ wieder ins Meer gekippt werden – meist tot oder schwer verletzt. Schätzungen gehen davon aus, dass der Beifang in der Tiefseefischerei bis zu 50% oder mehr betragen kann.


Zerstörung von Lebensräumen: Schleppnetze zerstören Kaltwasserkorallenriffe und andere empfindliche Tiefsee-Habitate in einem erschreckenden Ausmaß. Ein einziger Schleppnetzzug kann jahrhundertealte Korallenriffe in Schutt und Asche legen. Das ist, als würde man mit einem Bulldozer durch ein Museum fahren.


Überfischung: Viele Tiefseefischbestände sind bereits überfischt oder stark gefährdet. Arten wie der Orangene Seehecht oder der Schwarze Heilbutt wurden in einigen Regionen schnell ausgerottet. Das Problem ist, dass sich diese Bestände aufgrund des langsamen Wachstums der Fische kaum erholen können.


Illegale Fischerei: In den Weiten der Tiefsees ist es schwer zu kontrollieren, was passiert. Illegale und unregulierte Fischerei ist ein großes Problem, das die ohnehin schon geschwächten Tiefseebestände zusätzlich dezimiert. Das ist wie in einem Wildwest-Film, nur eben unter Wasser und ohne Revolver, dafür mit Schleppnetzen.


Zahlen, die betäuben (und alarmieren sollten):


Um die Sache noch deutlicher zu machen, will ich einige ernüchternde Statistiken einstreuen:


  • Über 90% der Tiefsee sind noch unerforscht. Wir wagen uns mit Maschinen im industriellen Maßstab buchstäblich ins Unbekannte.

  • Geschätzter globaler Wert unentdeckter Mineralvorkommen in der Tiefsee: Billionen von Dollar. Klingeling! (Aber zu welchem ​​Preis?)

  • Erholungszeit für Tiefseeökosysteme nach Störungen: Jahrhunderte bis Jahrtausende. Wir sprechen von Schäden, die die Enkel deiner Enkel überdauern werden … du verstehst, was ich meine.

  • Anteil der Tiefseefischbestände, die in manchen Regionen als überfischt oder erschöpft gelten: Über 80%. Wir fressen sie schneller, als sie … na ja, eigentlich überhaupt irgendetwas tun können, sie sind langsam wachsende Faultiere des Meeres, weißt du noch?


Tiefe der geplanten Tiefseebergbauaktivitäten: Bis zu 6.000 Meter (fast 20.000 Fuß). Das ist tiefer, als die meisten U-Boote überhaupt vordringen können! Wir spielen im tiefen Wasser und haben noch nicht einmal richtig schwimmen gelernt.



Was können wir tun? – Rettet die Tiefsee!


Die Tiefsee ist ein Schatz, den wir noch kaum kennen und verstehen. Sie ist ein wichtiger Teil des globalen Ökosystems und spielt eine entscheidende Rolle für das Klima und die Stabilität unseres Planeten.

Wir müssen dringend handeln, um diese faszinierende Welt vor den zerstörerischen Auswirkungen von Tiefseebergbau und -fischerei zu schützen.


Hier ein paar Ideen, was wir tun können (und sollten):


Meeresschutzgebiete ausweiten: Wir brauchen mehr und größere Meeresschutzgebiete in der Tiefsee, in denen Bergbau und Fischerei verboten oder stark eingeschränkt sind. Aktuell sind nur etwa 1% der Weltmeere als Schutzgebiete nachgewiesen – das ist viel zu wenig, vor allem in der Tiefsee!

Nachhaltige Fischerei fördern: Wir müssen auf nachhaltige Fischereimethoden umsteigen, die den Beifang reduzieren und die Lebensräume schonen. Außerdem benötigen wir strengere Kontrollen und Regulierungen für die Tiefseefischerei.


Tiefseebergbau kritisch hinterfragen: Bevor der Tiefseebergbau in großem Stil beginnt, brauchen wir unabhängige Umweltverträglichkeitsprüfungen und eine breite gesellschaftliche Debatte über die Risiken und Folgen. Vielleicht gibt es ja auch andere Wege, um an die benötigten Rohstoffe zu gelangen, ohne die Tiefsee zu zerstören. Recycling und Kreislaufwirtschaft sind hier wichtige Stichworte.


Bewusstsein schaffen und informieren: Je mehr Menschen über die Tiefsee und ihre Bedrohungen Bescheid wissen, desto größer ist der Druck auf Politik und Industrie, zu handeln.


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Die Tiefsee ist eine Welt voller Wunder und Gefahren. Es liegt an uns, ob wir sie als Schatz bewahren oder für kurzfristige Gewinne opfern. Lass uns gemeinsam dafür sorgen, dass die Tiefsee auch in Zukunft ein Ort voller Leben, Geheimnisse und faszinierender Kreaturen bleibt – und nicht zu einem Unterwasser-Bergwerk oder einer Müllhalde verkommt. Denn sind wir mal ehrlich: Wer will schon in einer Welt ohne Anglerfische und leuchtende Tiefseekorallen leben? Ich jedenfalls nicht.



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Bildquellen:

Abbildung 1: <a href="https://www.vecteezy.com/free-photos/deep-sea-mining">Deep Sea Mining Stock photos by Vecteezy</a>


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