Meeresschildkröten – Die Ozean-Omas mit dem eingebauten Navi
- Patricia Plunder
- 9. Apr.
- 3 Min. Lesezeit

Von Patricia Plunder
Stell dir vor, du müsstest Tausende von Kilometern schwimmen, um genau den Strand wiederzufinden, an dem du vor vielen Jahren geboren wurdest. Und das alles ohne Karte, ohne Kompass, nur mit deinem eingebauten Navigationssystem! Klingt verrückt? Genau das machen Meeresschildkröten! Diese coolen Reptilien sind echte Langstreckenschwimmer und gehören zu den ältesten Tiergruppen der Welt. Sie schwammen schon durch die Meere, als noch Dinosaurier auf der Erde herumliefen! Echte Ozean-Omas und -Opas also.
Es gibt sieben verschiedene Arten von Meeresschildkröten, zum Beispiel die Grüne Meeresschildkröte (die gerne Seegras mampft), die Lederschildkröte (die größte von allen, mit einem weichen Panzer statt einem harten), die Echte Karettschildkröte (mit ihrem wunderschön gemusterten Panzer) und die Unechte Karettschildkröte. Sie leben in fast allen warmen Ozeanen der Welt.
Meeresschildkröten sind perfekt ans Leben im Wasser angepasst. Ihre Beine haben sich zu Flossen entwickelt, mit denen sie elegant durchs Wasser paddeln. Ihren harten Panzer tragen sie wie ein Schutzschild auf dem Rücken. Und genau wie Wale müssen sie zum Atmen an die Oberfläche kommen, können aber superlange unter Wasser bleiben – manchmal mehrere Stunden, wenn sie schlafen! Stell dir vor, du könntest stundenlang in der Badewanne bleiben, ohne Luft zu holen!
Das Erstaunlichste an den Meeresschildkröten ist ihre Fortpflanzung. Wenn die Weibchen bereit sind, Eier zu legen, schwimmen sie oft Tausende von Kilometern zurück zu genau dem Strandabschnitt, wo sie selbst geschlüpft sind. Wie sie den Weg finden, ist immer noch ein kleines Rätsel für die Wissenschaftler. Wahrscheinlich orientieren sie sich am Magnetfeld der Erde, wie ein eingebauter Kompass. Ziemlich clever!
Am Strand angekommen, schleppen sich die Weibchen mühsam an Land (an Land sind sie nicht so elegant wie im Wasser!) und graben mit ihren Hinterflossen ein tiefes Loch in den Sand. Dort legen sie etwa 100 Eier ab, die aussehen wie Tischtennisbälle. Dann schaufeln sie das Loch wieder zu und krabbeln zurück ins Meer. Puh, geschafft! Die Eier bleiben nun für etwa zwei Monate im warmen Sand vergraben.
Wenn die kleinen Schildkrötenbabys schlüpfen, müssen sie sich schnell aus dem Sand buddeln (meistens nachts, um Fressfeinden wie Vögeln oder Krebsen zu entgehen) und den Weg zum Meer finden. Das ist ein gefährlicher Wettlauf! Sie orientieren sich am hellen Horizont über dem Meer. Deshalb ist künstliches Licht von Häusern oder Straßenlaternen in der Nähe von Niststränden ein großes Problem, weil es die Babys verwirrt und in die falsche Richtung lockt. Hilfe, wo geht’s hier zum Wasser?
Von den vielen hundert Babys, die aus einem Nest schlüpfen, schaffen es nur ganz wenige bis ins Erwachsenenalter. Im Meer lauern viele Gefahren: Haie, große Fische und leider auch wieder der Mensch.
Meeresschildkröten sind heute stark gefährdet. Sechs der sieben Arten gelten als gefährdet oder vom Aussterben bedroht. Woran liegt das?
Beifang in der Fischerei: Sie verheddern sich in Netzen oder geraten an Langleinen und ertrinken.
Verlust ihres Lebensraums: Niststrände werden durch Hotels, Häuser oder Straßen verbaut. Die Weibchen finden keinen Platz mehr für ihre Eier.
Plastikmüll: Sie verwechseln Plastiktüten mit ihrer Lieblingsnahrung, den Quallen. Das kann tödlich enden.
Klimawandel: Die Erwärmung der Erde hat zwei Auswirkungen. Erstens: Steigende Meeresspiegel können Niststrände überfluten. Zweitens: Die Temperatur im Nest bestimmt, ob aus den Eiern Männchen oder Weibchen schlüpfen. Bei wärmeren Temperaturen schlüpfen fast nur noch Weibchen! Stell dir eine Welt voller Omas, aber ohne Opas vor – das funktioniert auf Dauer nicht!
Direkte Jagd: In manchen Ländern werden Schildkröten immer noch wegen ihres Fleisches, ihrer Eier oder ihres Panzers gejagt, obwohl es meistens verboten ist.
Was können wir tun, um den Ozean-Omas und ihren Nachkommen zu helfen?
Erstens: Schütze die Niststrände! Unterstütze Organisationen, die Strände sauber halten, künstliches Licht reduzieren und die Nester bewachen. Wenn du im Urlaub an einem Niststrand bist: Sei leise, mach kein Licht und stör die Schildkröten nicht.
Zweitens: Weniger Plastik! (Ja, schon wieder!) Jede Plastiktüte weniger im Meer ist eine potenzielle Qualle mehr (und eine Gefahr weniger) für die Schildkröten.
Drittens: Iss nachhaltigen Fisch! (Auch das kennen wir schon!) Fischereimethoden, die Beifang reduzieren, helfen auch den Schildkröten. Manchmal gibt es spezielle "Turtle Excluder Devices" (TEDs) in Netzen, das sind wie Notausgänge für Schildkröten.
Viertens: Kauf keine Souvenirs aus Schildpatt! Der schöne Panzer gehört auf die Schildkröte, nicht an deinen Schlüsselbund.
Fünftens: Rede darüber! Erzähl allen, wie cool und wichtig Meeresschildkröten sind und wie wir ihnen helfen können, noch viele Millionen Jahre durch unsere Ozeane zu schwimmen.
Diese alten Seefahrer haben schon so viel überlebt. Helfen wir ihnen, auch die modernen Gefahren zu meistern, damit sie weiterhin ihre unglaublichen Reisen unternehmen können!
The Ocean Tribune
Wir wissen, was die Ozeane zu sagen haben!